Ein Schüler, ein Klassenzimmer – Schularbeit in Coronazeiten

Vorarlberg / 02.04.2020 • 13:00 Uhr
Ein Schüler, ein Klassenzimmer - Schularbeit in Coronazeiten
Warisa alleine zu Hause, sprich im Klassenzimmer. Das syrische Mädchen nimmt die Arbeitsmöglichkeit an der Mittelschule Bregenz Stadt gerne wahr. VN/PAULITSCH

An der Mittelschule Bregenz Stadt hilft Direktor Bernhard Posch sozial Schwachen auf besondere Weise.

Bregenz Warisa, das 14-jährige Flüchtlingsmädchen aus Syrien, fühlt sich pudelwohl. Warisa, die nach fünf Jahren in Vorarlberg perfekt Hochdeutsch spricht, belegt an der Mittelschule Bregenz Stadt eine Klasse. Allein. Sie hat bereits ihre Arbeitsunterlagen vom Abholtisch im ersten Stock geholt, pflichtbewusst die Hände mit Desinfektionsmittel eingerieben und tippt jetzt auf der mit einer Folie überdeckten Tastatur eines PC. Das Mädchen recherchiert für das Fach Deutsch gerade über eine Autorin, deren Buch sie gelesen hat. Warisa hätte bei sich zu Hause nicht die notwendige Ausstattung für diese Arbeit. “Ich bin froh, dass ich hier sein darf. Ich bin seit der Schließung der Schule schon zum vierten Mal hier”, erzählt die aufgeweckte Jugendliche.

Kein Unterricht

So hat es sich Direktor Bernhard Posch vorgestellt. Die Kinder, die mit dem “distance learning” aus welchen Gründen auch immer Probleme haben, sollen zu bestimmten Zeiten unter Beachtung aller Hygieneregeln und unter Kontrolle in den Klassenzimmern ihre Arbeitsaufträge erledigen können. Nur ein Kind darf sich in einer Klasse aufhalten. “Und es gibt natürlich keinen Einzelunterricht”, betont Posch. Der Direktor kommt höchstens zur Bekanntgabe von Eingangscodes in die Klasse, oder wenn es ein technisches Problem gibt.

Kampf um neue Laptops. Direktor Bernhard Bosch kontaktiert Land und Stadt, um seine Schule digital auf gutem Niveau zu halten. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Kampf um neue Laptops. Direktor Bernhard Bosch kontaktiert Land und Stadt, um seine Schule digital auf gutem Niveau zu halten. VN/Paulitsch

Die täglichen Anrufe

Noch nehmen nur vereinzelt Schüler das gute Angebot an der Schule wahr. Die Mittelschule Bregenz Stadt ist eine E-Expert plus Schule und forciert schon seit längerer Zeit digitale Formen des Unterrichts. “In Zeiten wie diesen ist das natürlich ein Vorteil”, weiß Posch. Er kämpft um die Aufstockung des Angebots an modernen Laptops . “Wir bekommen die ja nicht vom Bund. Ich kontaktiere diesbezüglich andere Stellen.” Gerade ruft ihn jemand vom städtischen Amt für Gesundheit und Soziales an. Es geht um die Computer. Der nächste Anruf kommt von der Bildungsdirektion. Die stellt täglich dieselben Fragen: Wieviele Schüler kommen zur Betreuung? Wieviele Schüler sind nicht zu erreichen? Wieviele Lehrer sind an der Schule?

Zugangsbeschränkungen

Posch hat sich in den Wochen seit der Schulschließung in einen digitalen Intensivkurs begeben, um sich überall besser auszukennen. Trotzdem ist für ihn klar: “Es geht nicht alles nur mit E-Learning. Wir haben deshalb auch bei uns sehr viel gedrucktes Material positioniert, das Schüler oder Eltern abholen können. Dieses befindet sich jedoch nicht im Eingangsbereich. “Da kämen sonst zu viele Leute zusammen.” Die Unterlagen liegen auf Tischen, verteilt auf die Gänge in den drei Stockwerken. Vor den Gängen steht jeweils ein Tisch mit Gummihandschuhen und Desinfektionsmittel. Es gibt zur Öffnungszeit der Schule am Vormittag strikte Zugangsbeschränkungen für alle, auch für die Lehrer.

Handschuhe und Desinfektionsmittel. Das gehört an den Vorarlberger Schulen mittlerweile zur Standard-Ausstattung. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Handschuhe und Desinfektionsmittel. Das gehört an den Vorarlberger Schulen mittlerweile zur Standard-Ausstattung. VN/Paulitsch

Der Direktor glaubt nicht, dass der Schulbetrieb heuer noch einmal gestartet wird.