Die Maskennäherin

Vorarlberg / 07.04.2020 • 10:00 Uhr
Die Maskennäherin
Aufträge bleiben aus, deshalb rattert die Nähmaschine von Kerstin Resch-Köck für den guten Zweck. KÖCK

Kerstin Resch-Köck stellt sich in den Dienst der guten Sache.

altach Schon in der Schule wusste Kerstin Resch-Köck: Sie will Schneiderin werden. “Ich hatte eine tolle Lehrerin, die mich in diesem Berufswunsch gestärkt hat”, erzählt die 39-Jährige aus Altach. Sie bekam eine Lehrstelle und war einer der letzten Lehrlinge, die ihren Abschluss noch in der Berufsschule in Dornbirn machen konnten. “Leider ist unser Beruf mit der Zeit in Vergessenheit geraten”, bedauert Resch-Köck. Dabei gibt es für sie kaum etwas Schöneres, als an der Nähmaschine zu sitzen und eigene Dinge zu fertigen. Die Coronakrise hat allerdings auch ihr einen Strich durch die berufliche Rechnung gemacht. Kerstin Resch-Köck stattete bislang hauptsächlich Theaterproduktionen in Liechtenstein und der Schweiz aus. Jetzt sind die Grenzen dicht, und die Hälfte ihrer Aufträge ist weg. Wie es mit der anderen Hälfte aussieht, das steht noch in den Sternen. Dafür hat die Mutter einer fünfjährigen Tochter nun eine andere Aufgabe gefunden. Ihr handwerkliches Geschick ist bei der Fertigstellung der in Vorarlberg produzierten und hier dringend benötigten Schutzmasken gefragt.

Freunde mobilisiert

Bereits nach Inkrafttreten der Einschränkungen hatte sich Kerstin Resch-Köck überlegt, in welcher Form sie helfen könnte. Als der Aufruf von der Wirtschaftskammer zur Unterstützung bei der Schutzmaskenproduktion kam, braucht sie nicht lange nachzudenken. Resch-Köck meldete sich nicht nur sofort, sie stellte auch Überlegungen an, wen von ihrer Familie, ihren Bekannten und Freundinnen sie noch für die gute Sache mobilisieren könnte. Es fanden sich genug, und als am Donnerstag vergangener Woche das erste Paket mit den Komponenten für 800 Schutzmasken kam, ging es ans Verteilen. “Wir sind von Donnerstagabend bis teilweise Montagmorgen an den Nähmaschinen gesessen, um die Masken fertigzustellen”, berichtet Kerstin von ihrem ersten, aber sicher nicht letzten Einsatz im Dienste des Gesundheitswesens. Sie ist froh, dass sie dabei auch viel Hilfe von ihrer Familie bekam. Dass ihre Berufssparte irgendwann wieder so wichtig wird, hätte sich die junge Frau nie gedacht, und dass sie einmal Schutzmasken nähen würde, ebenso wenig, aber: “Ich finde es großartig, was  Vorarlberger Unternehmen da auf die Beine gestellt haben und wie das Land in dieser schwierigen Zeit zusammensteht.”

Hohe Ansprüche

Die Endfertigung dieser Schutzmasken ist nichts, was auf die Schnelle geht. Schließlich müssen die Masken einem hohen Anspruch genügen, nämlich Menschen, die es täglich hautnah mit am Coronavirus erkrankten Patienten zu tun haben, oder Personen, die einer besonderen Fürsorge bedürfen, zu schützen. Sorgfältiges Arbeiten ist deshalb ein Gebot der Stunde. Zahlreich haben sich schon Interessenten gemeldet und wollen ihren Beitrag zur Schutzmaskenproduktion leisten. Auch Kerstin-Resch Köck möchte dabei bleiben, so lange es nötig ist. “Eine tolle Sache”, befindet sie. Was Hobbys angeht, hat die Altacherin ohnehin keine besonderen Ambitionen. “Mein Hobby ist mein Beruf”, sagt sie bestimmt und schwärmt: “Das Theaterleben bietet so viel Abwechslung.”

Kerstin Resch-Köck hat ein Gewerbe als Änderungsschneiderin sowie Kostümbildnerin angemeldet. Beides machte ihren Berufsalltag bisher bunt. Sie hofft, dass es nach der Coronakrise wieder so wird. Bis dahin tut sie, was viele derzeit tun: Sie hilft oder näht zwischendurch für Töchterchen Rosa-Nele ein hübsches Gewand. Dass sich die Kleine auch schon fürs Nähen interessiert, freut die Mutter. Und das Mädchen begeistert sich an dem, was die Mama für sie auf der Nähmaschine zaubert.