Viel Erfahrung mit Impfstoff-Entwicklung

Johann Steurer hält Durchbruch in der Schweiz für realistisch.
Zürich, Hittisau Ein Schweizer Immunologe sorgt für Gesprächsstoff. Wie berichtet, hält es Martin Bachmann vom Universitätsspital Bern für realistisch, schon im Oktober einen Impfstoff gegen Covid19 entwickelt zu haben und dann mit Massenimpfungen in der Schweiz beginnen zu können. Prof. Johann Steurer aus Hittisau, der jahrelang das Horten-Zentrum für klinische Forschung am Universitätsspital Zürich geleitet hat, attestiert Bachmann sehr viel Erfahrung in der Entwicklung von Impfstoffen. So hat der Immunologe unter anderem einen Impfstoff gegen die Katzenhaar-Allergie mitentwickelt, der aber nicht dem Menschen, sondern dem Tier verabreicht wird. Auch deshalb hält es Steurer für durchaus möglich, dass Martin Bachmann im Falle von Covid19 ebenfalls bald erfolgreich ist. „Er ist seit Langem schon mit der Zulassungsbehörde im Gespräch. Die steht aufgrund der Krisensituation quasi Gewehr bei Fuß, um bei Vorliegen eines Impfstoffkandidaten diesen schnellstmöglich prüfen und gegebenenfalls genehmigen zu können“, weiß Johann Steurer.
Zuverlässige Informationen
Er selbst hat im Zusammenhang mit der Coronapandemie eine Webseite mit Videos für das medizinische Personal und niedergelassene Ärzte aufgebaut. „Hier werden die verschiedensten Themen, die das Coronavirus und den Umgang damit betreffen, behandelt“, erklärt Steurer und ergänzt: „Damit möchten wir Ärzte und Pflegepersonen durch fachgerechte und zuverlässige Informationen unterstützen.“ Da sich Situation und Richtlinien des Bundes täglich ändern können, wird auch die Webseite laufend aktualisiert. Die Informationen sind zudem mit Datum versehen.
Die Reaktion der eidgenössischen Behörden auf die Coronapandemie hat der Vorarlberger positiv erlebt. „Sie haben ziemlich gut reagiert“, sagt Steuer. Mit der dünnen Datenlage, wie sie zu Beginn der Krise geherrscht habe, und Szenarien wie jene in Wuhan und Norditalien vor Augen, sei es nicht einfach gewesen, die richtigen Maßnahmen zu setzen. Wie andere Länder richtete deshalb auch die Schweiz ihre Strategie auf den ungünstigsten Fall aus. „Den konnte man glücklicherweise abfangen“, ist auch Johann Steurer froh darüber. Jetzt wird seiner Ansicht nach wohl eine kräftige Diskussion pro und kontra Maskenpflicht ausbrechen. Bislang gibt es nur eine Empfehlung zum Tragen von Schutzmasken. Steurer meint dazu: „Eine Maske zu tragen schadet nicht, kann aber die Ansteckungsgefahr zumindest eindämmen.“
Hoffen auf baldigen Heimaturlaub
Unterdessen laufen an der Klinik in Zürich die Vorbereitungen für eine große Studie zu Covid19. Erste Untersuchungen durch Pathologen und Kardiologen, deren Ergebnisse aktuell im „Lancet“ veröffentlicht wurden, haben nämlich gezeigt, dass das Coronavirus die innerste Schicht der Blutgefäße in Lungen, Leber, Nieren und Herz schädigt und kleine Thrombosen verursacht. Durch die Gabe von Blutverdünnern konnte offenbar eine Besserung erreicht werden. Nun soll eine große Studie mit etwa 1000 Teilnehmern weitere Erkenntnisse liefern. Johann Steurer, der inzwischen die gemeinsame Medizinausbildung zwischen Zürich, St. Gallen und Luzern koordiniert, hofft indes bis Mitte Mai wieder auf einen Heimaturlaub.