Kaum mehr Schulschwänzer im Homeschooling

Vorarlberg / 27.04.2020 • 07:00 Uhr
Kaum mehr Schulschwänzer im Homeschooling
Noch nie gab es für die Schüler einen derartigen Digitalisierungsschub wie zuletzt – erzwungenermaßen. VN/PAULITSCH

Erste Erhebung ließ Schulverantwortliche noch erschrecken. Jetzt sind praktisch alle Schüler erfasst.

Bregenz Die Bildungsdirektion lässt die Schulen in Coronazeiten nicht in Ruhe. Jeden Tag gibt es an jeder Schule den Anruf mit denselben Fragen: Wie viele Kinder sind in Betreuung? Wie viele Lehrer sind anwesend? Wie groß sind die Lerngruppen? Und: Wie viele Schüler sind nicht erreichbar?

Zuerst erschrocken

“Als wir am 30. März die Ergebnisse der ersten Erhebung zur Erfassung der nicht erreichbaren Schüler erhielten, sind wir erschrocken”, gibt Andreas Kappaurer (59), pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion, zu. “Wir mussten feststellen, dass 8,25 Prozent der Pflichtschüler, in absoluten Zahlen 2898 Kinder und Jugendliche, nicht erreichbar waren bzw. sich noch nie gemeldet hatten.” Sofort sei die Anordnug an alle betroffenen Schulen ergangen, alle abwesenden Schüler unverzüglich zu kontaktieren und sich über deren Befindlichkeit und Lernsituation in der Ausnahmezeit zu informieren. “Das hat dann auch gut funktioniert”, ist Kappaurer erleichtert.

Völlig anderes Bild

Die zweite Erhebung am 4. April ergab ein völlig anderes Bild: Nur noch 0,57 Prozent der Pflichtschüler wurden zu diesem Zeitpunkt nicht erreicht. Das waren insgesamt 200. “Von diesen 200 konnten 152 durch einen persönlichen Besuch zu Hause erfasst werden. Viele dieser Kinder stammen aus einem migrantischen Millieu. Deren Eltern haben zum Teil nicht einmal die Vorgaben der Schulen verstanden”, brachte Kappaurer in Erfahrung.

Mit Stand 24. April sind es noch 0,05 Prozent, in absoluten Zahlen 16 Schülerinnen oder Schüler, die wie verschwunden sind. “Von diesen 16 wissen wir, dass die meisten Rumänen und wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Ein Kind entstammt einer Flüchtlingsfamlie, die erst seit Kurzem in Vorarlberg lebt”, informiert der oberste Pädagoge des Landes.

Erleichterte Schüler

Im Nachhinein relativiert Kappaurer die Zahl der Coronaschulschwänzer nach der ersten Erhebung. “Viele von ihnen konnten glaubwürdig Probleme bei der Kontaktnahme nachweisen. Volksschüler mit Arbeitsaufträgen für zwei Wochen mussten sich noch gar nicht melden. Natürlich bleibt dann immer noch ein Rest von notorischen Schulschwänzern, die es in normalen Zeiten jedoch auch gibt”, analysiert der Bildungsfunktionär.

Schulpsychologin Brigitta Amann (49) weiß: “Viele Schülerinnen und Schüler waren richtiggehend erleichtert, als sie von ihrer Schule kontaktiert wurden. Da waren solche darunter, die sich einfach nicht getraut haben, zuzugeben, dass sie mit der Situation noch nicht zurechtkommen, oder Probleme mit den Lernaufträgen haben. Es gibt zudem Kinder, die in solchen Situationen einfach aktiver sind, andere eben nicht.” Amann zeigt sich überrascht davon, dass die Rückfrageaktivitäten an den Schulen so erfolgreich waren. “Das hätte ich nicht geglaubt.”

“Viele Schüler waren erleichtert, als sie kontaktiert wurden.

Brigitta Amann, Schulpsychologie

Voller Erfolg

Eine sehr positive Bilanz zieht Andreas Kappaurer über das Projekt “School Kids Online”, im dessen Rahmen digitale Geräte gesammelt und für Schulkinder neu aufgesetzt wurden. “Wir dürfen nun mitteilen, dass mittlerweile jeder Haushalt mit Kindern ab der vierten Klasse Volksschule ein digitales Gerät zu Hause hat. Diese Aktion war ein voller Erfolg.”

Nicht erreichbare Pflichtschüler

Schüler gesamt in Vorarlberg (VS, MS, SPZ, Gymnasium/Unterstufe: 35.148

Davon Volksschule 17.477

Sonderschule 688

Mittelschule 13.138

Gymnasium/Unterstufe 3846

Erhebung nicht erreichbarer Pflichtschüler 30. März

Volksschule 1342 Abwesende = 7,68 Prozent

Sonderschule 52 = 7,56 Prozent

Mittelschule 1354 = 10,31 Prozent

Gymnasium/Unterstufe 150 = 3,90 Prozent

Insgesamt 2898 Schüler = 8,25 Prozent

Erhebung nicht erreichbarer Pflichtschüler 4. April

Volksschule 96 Abwesende = 0,55 Prozent

Sonderschule 15 = 2,18 Prozent

Mittelschule 88 = 0,67 Prozent

Gymnasium/Unterstufe 1 = 0,03 Prozent

Insgesamt 200 abwesende Schüler = 0,57 Prozent

Erhebung nicht erreichbarer Pflichtschüler 16. April

Volksschule 24 Abwesende = 0,14 Prozent

Sonderschule 2 = 0,29 Prozent

Mittelschule 22 = 0,17 Prozent

Gymnasium/Unterstufe 48 = 0,14 Prozent