24-h-Betreuerin: So liebevoll kümmert sich Silvana um Melania (96)

Sie leisten in diesen Tagen besonders viel: die Pflegekräfte aus Osteuropa. In Vorarlberg sind 1700 im Einsatz.
Bludenz/Lauterach Liebevoll streicht Silvana Orlica (42) Melania (96) über das weiße Haupt. Die zärtliche Geste der 24-Stunden-Betreuerin bleibt nicht ohne Wirkung. „Ich bin so froh, dass ich dich habe Silvana“, sagt die 96-Jährige inbrünstig. Sie ist bettlägerig und voll auf die Hilfe der rumänischen Betreuerin angewiesen. Genau solche Momente geben der Pflegerin, die die hochbetagte Bludenzerin seit drei Jahren betreut, einen Energieschub. „Das ist alles für mich, wenn Melania zufrieden ist.“ Energie tankt Orlica auch in ihrer kargen Freizeit. „Ich habe zwei Stunden frei am Tag. Dann gehe ich spazieren oder höre meine Lieblingsmusik.“
“Ich verlasse Melania nicht. Gerade schwere Zeiten verlangen Mitmenschlichkeit.”
Silvana Orlica, 24-Stunden-Betreuerin
Eigentlich wäre ihr Turnus am 9. April zu Ende gegangen. Aber wegen Corona und damit einhergehenden Grenzschließungen konnte Lentia, die andere Pflegerin, nicht einreisen. „Sie sitzt seit Wochen in Deutschland fest.“ Orlica blieb bei ihrem Schützling, den sie nicht nur am Tag, sondern auch nachts betreut. „Ich verlasse Melania nicht. Gerade schwere Zeiten verlangen Mitmenschlichkeit.“ Außerdem: „Ich liebe diese Frau und sie liebt mich.“
Die 42-Jährige macht ihren Job mit Herzblut. „Er ist zwar anstrengend. Aber anderen zu helfen ist schön.“ Dabei wurde die alleinerziehende Mutter und ausgebildete Chemielaborantin aus der Not heraus Pflegekraft. „2009 wurde ich arbeitslos. Also entschied ich mich schweren Herzens, als Betreuerin nach Österreich zu gehen. Meine damals neunjährige Tochter gab ich in die Obhut meiner Eltern.“
Sobald die Corona-Bestimmungen gelockert werden, will Orlica wieder in ihre Heimat reisen. „Derzeit würde man mich in Rumänien in Quarantäne schicken. Das will ich nicht.“ Und sie will jetzt auch nicht mit dem Zug nach Hause fahren. „Erstens hätte ich Angst, mich auf der Reise anzustecken. Zweitens möchte ich nicht 24 Stunden lang eine Maske tragen müssen. Das wäre unerträglich.“
“Abends bin ich immer sehr müde”
Die Rumänin Maricica Cojocaru (49) betreut seit gut einem Jahr einen 83-jährigen Mann in Lauterach. Normalerweise bleibt die 24-Stunden-Betreuerin vier Wochen am Stück in Vorarlberg. Dann kommt die andere Pflegerin. Der Turnus-Wechsel wäre am 17. März gewesen. Wegen der Pandemie flog Cojocaru aber nicht nach Hause. Denn: „In Rumänien hätten meine zwei Kinder und ich für zwei Wochen in Quarantäne gehen müssen. Das wollte ich aber nicht. Deshalb bin ich hiergeblieben.“ Außerdem sei kein Flieger mehr nach Rumänien gegangen wegen der Coronakrise.
Schon seit Längerem plagt sie aber Heimweh. Deshalb telefoniert sie jeden Abend mit ihren zwei erwachsenen Kindern. Die Pflegerin hofft, dass sie Ende Mai in ihre Heimat fliegen kann. „Wenn ich zu Hause bin, werde ich als Erstes meine Kinder in den Arm nehmen.“
Eigentlich ist Cojocaru gelernte Friseurin. Als ihr Mann vor zehn Jahren starb, musste sie sich und ihre zwei Kinder allein durchbringen. „Als Friseurin habe ich nicht viel verdient. Deshalb bin ich nach Österreich gegangen.“
