“Das kriegst du am Computer nie so hin”

Vorarlberg / 04.05.2020 • 18:47 Uhr
Maturavorbereitung am BRG Dornbirn Schoren. Wir begleiteten die Maturakandidaten an ihrem ersten Tag zurück in der Schule.VN/Paulitsch
Maturavorbereitung am BRG Dornbirn Schoren. Wir begleiteten die Maturakandidaten an ihrem ersten Tag zurück in der Schule.VN/Paulitsch

Maturanten am BRG/BORG Schoren und das Hochgefühl eines Schulbesuchs.

Dornbirn So aufregend kann Schule selbst nach bald zwölf Jahren noch sein. Abo, Julian, Caspar, Angelika und Sophie treffen sich am Haupteingang zum BRG/BORG Schoren Dornbirn und lachen sich an, als hätten sie sich eben erst kennengelernt. Abo gesteht: „Es ist heute ein besonderer Tag. Sich wieder einmal direkt sehen zu dürfen, ein tolles Gefühl.“

Hinein geht’s ins Gebäude. Dort warten die Professorinnen Birgit Ammon und Edeltraud Mathis auf ihre Schützlinge. Vor dem Stehpult mit dem Desinfektionssprühmittel braucht es keine extra Instruktionen mehr. Die Schüler wissen, was zu tun ist. Sie reiben sich die Hände ein und warten. Man sagt ihnen, in welchen Klassen der Unterricht stattfindet. Schon marschieren sie brav nach oben.

Ein Tag, ein Fach

Der erste Tag in der Schule nach der Coronaverbannung gehört den Maturantinnen und Maturanten. Deutsch steht für alle Kandidaten heute auf dem Programm. „Wir haben jedem Tag ein Klausurfach zugeordnet, damit wir nicht alle Maturakandidaten jeden Tag im Haus haben“, erklärt Direktor Reinhard Sepp (56).

Die Informatikklasse hat sich im zweiten Stock im Klassenraum einer siebten Klasse versammelt. Texte werden ausgeteilt. „Das Thema ist aktuell“, beginnt Professorin Mathis. „Es geht in den Texten um Corona. Wir machen eine Erörterung.“

Drei Wochen Zeit

Die 14 Schüler, sieben Mädchen, sieben Buben, sind im vorgeschriebenen Abstand zueinander in der Klasse aufgeteilt. Die Masken sind bereits gefallen, auch bei der Lehrerin. „Aber sobald sich jemand von seinem Platz wegbegibt, muss die Maske wieder rauf“, verweist Mathis auf das Regelwerk.

Für die Schülerinnen und Schüler ist das kein Problem. Sie sind froh, wieder einmal zusammen zu sein. „Wir brauchen diesen Präsenzunterricht“, sagt Leonie. Und Felix macht deutlich: „E-Learning kann die Dynamik eines Unterrichts in der Klasse niemals ersetzen. Die Behandlung eines Themas lebt von schnellen Zwischenfragen und gemeinsamem Gespräch. Das kriegst du am Computer nie so hin.“ Drei Wochen haben die Maturakandidaten nun Zeit, sich für die Klausurarbeiten so gut es geht vorzubereiten.

Und das neue Schuljahr?

In seinem Büro reflektiert Direktor Sepp die letzten Wochen. „Ich war jeden Tag hier und hatte genug zu tun. Am Vormittag hatte ich noch eine Sekretärin bei mir, am Nachmittag befand ich mich nicht selten ganz allein in dieser großen Schule.“

Wegen der Matura ist dem Schulleiter nicht bang. „Ich denke, die haben wir gut im Griff. Es ist auch wichtig für die Schüler, dass sie wissen: Die Reifeprüfung findet statt. Da wurde in letzter Zeit ja noch einiges an Unsicherheit geschürt.“

Gedanken macht sich Sepp schon über das neue Schuljahr. Wobei für ihn feststeht: „Unterricht in Gruppen und halben Klassen lässt sich dann nicht mehr machen.“

„An den Nachmittagen befand ich mich nicht selten ganz allein in dieser großen Schule.“

Maskiert suchen die Schülerinnen und Schüler das Stehpult mit dem Desinfektionsmittel auf. Die Pädagogen passen auf, dass alle die Regeln befolgen. VN/Paulitsch
Maskiert suchen die Schülerinnen und Schüler das Stehpult mit dem Desinfektionsmittel auf. Die Pädagogen passen auf, dass alle die Regeln befolgen. VN/Paulitsch