Geschafft: Bald offene Grenzen für das Kleinwalsertal

Wochenlange Bemühungen werden offensichtlich doch belohnt. Deutsche Urlauber können demnächst ins Kleinwalsertal.
Mittelberg Einen Tag nach dem umstrittenen Kanzlerbesuch im Kleinwalsertal einigten sich die deutschen Bundesländer mit dem Bundeskanzleramt in Berlin auf Lockerungen bei der Einreise-Quarantäne. Heute, Freitag, hieß es aus dem zuständigen Ministerium, man arbeite an einer neuen Musterverordnung für die Länder. Was das für das Kleinwalsertal bedeutet: Deutsche Urlauber können demnächst wieder ungehindert an- und abreisen. Die verpflichtende zweiwöchige Heimquarantäne ist dann Geschichte.
Dem Mittelberger Bürgermeister Andi Haid fällt ein Stein vom Herzen. Natürlich warte man noch auf eine offizielle Bestätigung aus München, die noch nicht eingetroffen sei. “Damit gehen Wochen des Bangens um die wirtschaftliche Zukunft des Tals zu Ende”, reagiert Haid auf die Nachricht. Der befürchtete wirtschaftliche Totalschaden sei damit abgewendet. Nach turbulenten Tagen gute Nachrichten also für eine Region, die wie keine andere unter den Grenzsperren gelitten hat.
Pfingsttermin scheint möglich
Bundeskanzler Sebastian Kurz hatte bereits am Mittwoch erfreuliche Botschaften mit im Gepäck. Stand bei seinem Besuch, der mit einem Bad in einer euphorischen Menge aus dem Ruder gelaufen war und seither Schlagzeilen macht, war eine Grenzöffnung am 15. Juni. Jetzt könnte es deutlich schneller gehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann der Tourismus im Tal bereits zu Pfingsten durchstarten. Damit ginge es zeitgleich mit dem benachbarten Oberstdorf los. “Wir sind jetzt zuversichtlich für einen einigermaßen guten Sommer”, so der Gemeindechef. Aus der Nachbarschaft höre man von einer guten Buchungslage.
Das bestätigt auch Roman Schuster, der für die Beherbergungsbetriebe und Gastronomie im Tal spricht. “Wir haben uns auf den 15. Juni eingestellt. Wenn wir schon früher starten können, ist das umso erfreulicher”. Besonders Kleinbetriebe und Privatvermieter würden davon profitieren. Bei den großen Hotels gibt es hingegen noch viele Fragezeichen. “Wir warten sehnsüchtig auf Informationen, was die Regeln betreffen”, so Schuster. Für das gesamte Kleinwalsertal seien die anstehenden Änderungen bei den Quarantäne-Maßnahmen auf deutscher Seite jedenfalls höchst erfreulich.
Licht am Ende des Tunnels
Etwas zurückhaltender kommentiert Daniel Hilbrand, Obmann des Handel- und Gewerbevereins im Tal, die Erwartungshaltung. Man sehe zwar Licht am Ende des Tunnels. Es könne langsam einigermaßen wieder losgehen. “Unklar ist noch, wie sich das Konsumverhalten entwickelt.” Ob die Gäste auch in Kauflaune sein werden, gelte es noch abzuwaren.
Mit der noch ausstehenden Verordnung aus Bayern soll die Rückreise für Deutsche aus EU- und Schengenstaaten ohne Quarantänefolgen bleiben. Nordrhein-Westfalen hat die Regelung als erstes Bundesland bereits in der Nacht auf Freitag umgesetzt. Andere Bundesländer sollen nun folgen. Einen konkreten Termin für Bayern gibt es nicht. Gerechnet wird jedoch mit einer raschen Lockerung auch im Freistaat. Dann endet auch die wochenlange Benachteiligung des Kleinwalsertals, das nur über deutschen Boden erreichbar ist.