Grenzkontrollen: Die Radtour als Einbahnstraße

Vorarlberg / 18.05.2020 • 08:00 Uhr
Grenzkontrollen: Die Radtour als Einbahnstraße
Wie viele andere mussten auch Katja und René unverrichteter Dinge umkehren. VN/STIPLOVSEK

Für Vorarlberger Pedalritter war an der deutschen Grenze Endstation.

hörbranz Sonntag und schönes Wetter, das lockt die Radfahrer in Scharen ins Freie. Auf den Radwegen herrscht Hochbetrieb. Auch entlang des Bodenseeufers zwischen Bregenz und Lochau wird kräftig in die Pedale getreten. Katja und René wären gerne nach Lindau gefahren. Doch bei Unterhochsteg ist Endstation. Der Beamte weist die Österreicher freundlich, aber bestimmt zurück. Einreisen darf trotz der Lockerungen weiterhin nur, wer einen triftigen Grund vorweisen kann. Radfahren ist keiner. Das aus Tirol stammende Paar wartet, überlegt, kehrt schließlich um und radelt zurück.

Irritierende Situation

Die Grenzkontrollen durch Beamte der deutschen Bundespolizei sorgen für Stau am Radweg. Während ihre Landsleute ungehindert nach Vorarlberg strampeln, weil auf österreichischer Seite keine Kontrollen stattfinden, wird die Radtour für Pedalritter ohne deutschen Ausweis im wahrsten Sinne des Wortes zur Einbahnstraße. Auch René und Katja stehen einigermaßen verdattert und unschlüssig mit ihren Mountainbikes am Wegrand. Dass es trotz verkündeter Erleichterungen nicht einmal bis Lindau geht, ist für sie schwer verständlich. “Das ist halt die EU”, ätzt ein Radfahrer, der das Hin und Her aus der Entfernung betrachtet.

Beim Anblick der deutschen Beamten versuchen die meisten Radfahrer erst gar nicht, über die Grenze zu kommen. Sie biegen schon vorher über die Bahngleise ab und versuchen ihr Glück anderswo. Nur wenige probieren es, doch ohne Erfolg. „Erst ab 15. Juni.“ Die Beamten müssen es immer wieder erklären. „Dass die Absperrungen weggeräumt wurden, irritiert viele“, sagt ein Beamter. Die Grenze sei auch nicht zu, es gebe nur Einreisebeschränkungen. Zu diesen würden derzeit eben auch touristische Gründe gehören.

Ausweiskontrollen

Ein junge Frau nutzt eine Kontrollpause, um nachzufragen, ob ihr Freund mit zu einer Hochzeit nach Freiburg darf. Sie ist Deutsche, er Österreicher. Der Beamte erläutert ihnen die Sachlage. Wenn er in das erlaubte Kontingent von zehn Personen passe, stehe einer Teilnahme nichts im Wege. Das Paar bedankt sich und macht sich auf den Rückweg. Drei Senioren sind zügig auf dem Weg in Richtung Lindau. „Guten Tag, deutsche Bundespolizei, darf ich Ihre Ausweise sehen“, bringt ein Beamter sie zum Stehen. Alle haben Ausweis dabei. Im anderen Fall wäre das eine Ordnungswidrigkeit und würde 40 Euro kosten. “Wie sonst auch”, bemerkt der Beamte. Selbst der kleine Grenzverkehr ist in Coronazeiten eben nicht frei von Tücken.

Wer zurück nach Deutschland wollte, musste den Ausweis vorzeigen.
Wer zurück nach Deutschland wollte, musste den Ausweis vorzeigen.