Im Autokino: Eine Hochzeit der anderen Art

Vorarlberg / 31.05.2020 • 11:00 Uhr
Nach der verhinderten Hochzeit wegen der Coronakrise: Angelina und Manuel erlebten im Autokino so etwas wie eine Generalprobe für den großen Tag. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Nach der verhinderten Hochzeit wegen der Coronakrise: Angelina und Manuel erlebten im Autokino so etwas wie eine Generalprobe für den großen Tag. VN/Sams

Event-Branache machte mit einer freien Trauung auf ihre Probleme aufmerksam.

Dornbirn 30. Mai 2020: Nach der Geburt der Kinder Alissia und Maximilian hätte es für Angelina und Manuel ein weiterer besonderer Tag auf dem gemeinsamen Lebensweg werden sollen, nämlich der Hochzeitstag. Doch die Coronakrise vereitelte alle schönen Pläne. Dem Brautpaar wird dieser Samstag trotzdem unvergesslich bleiben, denn zahlreiche Unternehmen aus der Event-Branche sorgten auf dem Dornbirner Messegelände dafür, dass den verhinderten Hochzeiter so etwas wie eine Generalprobe beschieden war. Die Organisatoren wiederum wollten sich bemerkbar machen, wollten darauf hinweisen, wie viele Menschen und Arbeitsbereiche im Veranstaltungssektor durch Corona betroffen sind. „Ich hoffe, das ist nicht die Zukunft“, sagt Lukas Wagner, selbst auch Kulturveranstalter, der die Aktion gemeinsam mit Gabi Micheluzzi von den Hochzeitsfeen umsetzte. Sie meint: „Eine Hochzeit lebt von Liebe, Tanzen und Nähe. Unter solchen Auflagen feiern zu müssen ist einfach nur traurig.“

Event-Branche machte gestern mit einer "freien Trauung" auf ihre schwierige Situation aufmerksam.<span class="copyright"> VN/SAMS</span>
Event-Branche machte gestern mit einer "freien Trauung" auf ihre schwierige Situation aufmerksam. VN/SAMS

Firmen sagten sofort zu

Brautpaar und Hochzeitsgäste, die sich auf dem Platz des Autokinos versammelt hatten, nahmen die Sache gelassen. „Als ich die vielen Leute gesehen habe, bin ich schon ein bisschen erschrocken“, erzählt die Braut. „Wir freuen uns aber, dass wir die vielen kleinen Firmen in ihrem Anliegen unterstützen können“, ergänzt Angelina und hofft, dass wenigstens der Hochzeitstermin im August hält. „Es war alles schon bis ins kleinste Detail geplant“, erzählt Gabi Micheluzzi. Dann kam das Coronavirus. Fast allein am Standesamt „Ja“ sagen wollten Angelina und Manuel jedoch nicht. Um die Enttäuschung zu lindern, machten Micheluzzi und Wagner am ursprünglich vorgesehenen Datum eine Hochzeit der anderen Art möglich. „Alle Unternehmen, bei denen wir anfragten, sagten sofort zu“, berichtet Lukas Wagner. Natürlich sei es keine Traumhochzeit, räumt er ein, gleichzeitig mache die Veranstaltung aber sehr deutlich, wie Einschränkungen die Lebensqualität selbst in diesem Bereich beschneiden können.

Das Brautpaar wollte die vielen kleinen Firmen bei ihrem Anliegen unterstützen.
Das Brautpaar wollte die vielen kleinen Firmen bei ihrem Anliegen unterstützen.

Die Liebe gefeiert

Die beteiligten Unternehmer arbeiteten ehrenamtlich mit, „um ein Zeichen in der Coronakrise zu setzen und aufzuzeigen, wie viele Menschen es braucht, um eine Veranstaltung zu organisieren“, wie Lukas Wagner anmerkt. Die Branche fühlt sich vergessen und alleingelassen. „Jeder redet von systemrelevant, aber es gibt auch Dinge, die sind lebensrelevant“, stellt der junge Kulturveranstalter etwas verbittert fest. Am Samstag hatte die Branche mit rund 60 Personen wieder einmal einen größeren Auftritt. Wagner: „Manchmal muss man sich selbst helfen“. Die Gäste verfolgten die Zeremonie von ihren Autos aus. Gleiches galt für das Brautpaar, das auf einem Pick-up vor der kleinen, blumendekorierten Bühne saß. „Liebe darf immer gefeiert werden“, waren sich die Anwesenden einig. Corona hin oder her. Im Anschluss an die freie Trauung wurden die Gäste direkt an den Autos mit kleinen Köstlichkeiten verwöhnt. Im August wird es für Angelina und Manuel dann wirklich ernst. Gerüstet sind sie jetzt jedenfalls. „Das ist ein Spaß, aber einer, der auch zeigt, dass Heiraten etwas Schönes ist“, sinniert Elisabeth, eine gute Freundin der Braut. Sie wird im Herbst mit ihrem Partner die Ringe tauschen.