Mordversuch: 24-Jähriger wird in Anstalt eingewiesen

Psychisch Kranker muss nach Urteil der Geschworenen in Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.
Feldkirch Im vergangenen September kam es in Bregenz-Vorkloster zu zwei Messerangriffen, die beide Opfer, eine 45-jährige Frau und ein 48-jähriger Mann, nur mit sehr viel Glück überlebten. Die Frau war zu Besuch bei einer 66-jährigen Bekannten gewesen. Letztere beherbergte den 24-jährigen Mann, der psychisch schwer krank ist. Plötzlich attackierte der junge Bregenzer die Besucherin völlig grundlos. Zehn Mal stach er mit einem Jausenmesser aus der Küche zu, sieben Mal traf er. Danach holte er ein noch größeres Tranchiermesser mit einer Klinge von 19 Zentimetern und attackierte wortlos einen Passanten auf der Rheinstraße. 15 Stiche, fünf davon durchdrangen die Haut, der Mann musste operiert werden.
Bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch schluchzt die einvernommene Zeugin, als sie das Erlebte nochmals erzählen muss. „Die psychischen Folgen sind gravierend und die Opfer schwer belastet“, so Rechtsanwältin Anita Einsle. Beide Verletzten sind noch in psychologischer Behandlung.
Kranker Täter
Der Täter ist psychisch sehr schwer krank. Mit zwölf Jahren war er erstmals wegen Depressionen in der Valduna, mit 17 wurde eine schwere psychotische Erkrankung diagnostiziert, und zwar eine Mischung aus Schizophrenie, bei der es zu Halluzinationen kommt, mit einer Affektstörung, bei der der Betroffene zwischen Depression und Manie pendelt. Der Heranwachsende versuchte eine Selbstbehandlung mit Alkohol und Drogen und setzte zudem seine Medikamente immer wieder ab, was die Situation verschlimmerte. Er hörte Stimmen, die ihm Dinge befahlen, so auch im September 2019.
Beten statt Arnzei
Angeblich empfahl ihm die Bekannte, bei der der junge Mann wohnte, er solle die Medikamente absetzen und stattdessen beten. Das war ein folgenschwerer Fehler. „Ich hatte am Mittag schon so komische Gedanken. Ich dachte, eine Atombombe sei gefallen, die Stunde null sei eingetreten und dass man mich umbringen wolle“, erzählt der Betroffene dem Schwurgericht. Nach den Messerattacken flüchtete er und schlief in einem Müllcontainer, wurde nass und unterkühlt verhaftet. An einiges könne er sich nicht erinnern, da er nach einem Suizidversuch zehn Tage im Koma lag. Dass er nach der Strangulation überhaupt wieder erwacht ist, grenzt an ein Wunder. Gutachter Reinhard Haller macht klar, dass eine Einweisung momentan der einzige Weg ist, weil der Patient sehr instabil sei. Vor einer Woche fürchtete der 24-Jährige noch, umgebracht zu werden. Er isst wenig, er sagt „Essen ist Sünde“ und verliert an Gewicht. Vorerst muss er in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher, so die Geschworenen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.