Red Bull verlieh lange Finger

VN / HEUTE • 14:38 Uhr
Gericht
Die Angeklagten mit ihren Verteidigern vor dem Schöffengericht. Eckert (2)

670.000 Dosen des Energy-Drinks gestohlen: Haftstrafen für die Täter.

Feldkirch Am Landesgericht Feldkirch wurde ein Red-Bull-Diebstahl im großen Stil verhandelt. Vier türkische Angeklagte und eine türkischstämmige Frau zweigten palettenweise Red-Bull-Dosen aus einem Lager in Mäder ab. Insgesamt 670.000 Dosen mit einem Wert von über 530.000 Euro wurden gestohlen.

Einstiger Lagerarbeiter

Das Lager ist laut Staatsanwalt Elias Zortea ein Subunternehmen von Rauch. Einer der Männer war einst Lagerarbeiter in dem Betrieb. Als er gekündigt wurde, gab er den Chip für die Eingangstore nicht zurück. Dadurch hatte er leichten Zugang zu dem Lager. Er gibt bei der Verhandlung zu, gemeinsam mit seinen Landsleuten den Plan geschmiedet zu haben. Geld habe er von den Komplizen erhalten, wie viel insgesamt, kann oder will er nicht sagen. Sechs bis sieben Euro pro Gebinde, gibt er an. In Summe ergibt sich somit ein Verdienst von über 196.000 Euro. Das Geld habe er für die Operation seines Vaters verwendet, außerdem hat er damit ein Geschäft gegründet. Dem Vorbestraften wird zudem eine Körperverletzung vorgeworfen. Als er von einem Lagerarbeiter überrascht wurde, schlug und biss er den Mann. Der türkische Arbeiter ist zu den Vorwürfen größtenteils geständig.

Als Chauffeurin agiert

Fünf Personen sind angeklagt, erschienen sind nur drei, davon wird ein Angeklagter wegen eines noch ausständigen Zeugen ausgeschieden. Somit werden diese drei Männer separat vor Gericht gestellt. Einer von ihnen wird zur Verhaftung ausgeschrieben.

Prozess Red Bull Diebstahl
Von den insgesamt fünf Beschuldigten erschienen nur drei zum Prozess.

Die Freundin des geständigen Erstangeklagten ist zum Prozess gekommen. Die 46-Jährige fuhr ihren Freund, den Ex-Arbeiter des Unternehmens, mit ihrem Auto zum Tatort. Insgesamt gab es 35 Fahrten zu dem Lager in Mäder. Die Mutter von sechs Kindern, deren Ex-Mann eine langjährige Haftstrafe absitzt, behauptet, nichts von den kriminellen Vorgängen gewusst und auch niemals nachgefragt zu haben. Diese Geschichte glaubt der Schöffensenat nicht.

Sprinter als Transportmittel

Für den groß angelegten Diebstahl mietete man extra Transportwagen. “Sprinter” brachten die Dosen zum einen in die Garage des Erstangeklagten, zum anderen wurden sie an einem anderen Ort sichergestellt. Als vorläufiges Lager fungierte auch ein Döner-Laden. Die Staatsanwaltschaft hat die Gruppe nicht nur wegen der Diebstähle angeklagt, sondern zusätzlich auch wegen krimineller Vereinigung, weil laut Anklage professionelles, arbeitsteiliges, organisiertes Handeln vorlag. Die Handyüberwachung der Angeklagten bestätigt auch die Aktivität der Gruppe. Der Erstangeklagte, der bereits in Innsbruck zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, bekommt zusätzlich drei Jahre Haftstrafe. Zudem muss er seinen “Verdienst” von 196.560 Euro zurückbezahlen. Den geschädigten Firmen schuldet er insgesamt nochmals 10.000 Euro. Dem von ihm gebissenen Ex-Kollegen 300 Euro Schmerzengeld. Die Frau wird als Beitragstäterin zu 15 Monaten Haftstrafe verurteilt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.