Der Gemeindeverbands-Chef am Bass

33 Jahre jung, Jurist, Musiker und bald Chef des Gemeindeverbands.
Hohenems 7. März, 21 Uhr, Conrad Sohm. Auf der Bühne stehen fünf Männer, in Schwarz gekleidet, durchgehend am headbangen (Anm.: Rhythmisches wildes Kopfnicken zur Musik), sie quälen ihre Instrumente bist zum letzten Ton. Das Publikum dreht durch, die Bude tobt. Kondensierter Schweiß tropft von der Decke. Es ist laut. Sortout, eine Vorarlberger Heavy-Metal-Band und Szenegröße, gibt sich die Ehre. Am Bass: Günter Meusburger.
13. Juli, 9.10 Uhr. Eine Aussendung des Gemeindeverbands flattert virtuell in die Redaktion. Der neue Geschäftsführer steht fest. Er ist 33 Jahre alt, auf dem Foto seriös konservativ gekleidet, mit Brille, Anzug, Krawatte und adretter Frisur. Promovierter Jurist und derzeit kurz vor der Anwaltsprüfung in Liechtenstein. Sein Name: Günter Meusburger.
Wer im Anglizismusbuch den Begriff “Allroundtalent” sucht, könnte auf Günter Meusburger stoßen. Sein Lebenslauf ist so umfang- wie abwechslungsreich: Der Bizauer absolvierte den Betriebsinformatikzweig der HTL Dornbirn. Nebenbei leitete er ab dem Alter von 15 Jahren den Jugendraum in Bizau, spielte Fußball beim FC Bizau und Trompete im Musikverein. Deshalb zog es ihn nach der Matura zur Militärmusik, wofür er sich 14 Monate verpflichtete. Von dort ging es zurück in die Jugendarbeit, drei Jahre lang arbeitete Meusburger als Geschäftsführer der Offenen Jugendarbeit Bregenzerwald. Im Lebensplan war jedoch ein Studium vorgesehen. Also hörte er nach drei Jahren auf und fing an, in Innsbruck Jus zu studieren. “Mein Ziel war es, in der Mindeststudiendauer von vier Jahren fertig zu werden, weil man mir erzählt hat, dass die Studiendauer bei der Jobsuche in Anwaltskanzleien eine Rolle spielt”, erzählt Meusburger. Er hat es in drei Jahren geschafft.
Ausflug in die Politik
In dieser Zeit lernte er die Politik kennen. Der Bizauer saß schon von 2010 bis 2015 in der Gemeindevertretung, über Matthias Strolz kam er mit den Neos in Verbindung. Vom ersten Treffen der Gruppe, als der Name Neos noch gar nicht erfunden war, ist er noch heute begeistert: “Da waren lauter Enthusiasten, die etwas bewegen wollten, ohne Parteipolitik im Hintergrund.” 2015 landete er fast im Landtag.
Die Politik ist wieder Geschichte, denn nach der Diplomarbeit widmete er sich dem Doktorat und arbeitete an der Uni. Drei Jahre später holte er seinen Doktor-Titel ab, nicht ohne einen zweiten Magister in Wirtschaftsrecht in der Tasche zu haben. Hoch dekoriert ging es 2017 zurück nach Vorarlberg. Zunächst bei Russmedia, landete er schließlich in einer Liechtensteiner Anwaltskanzlei. Nun lernt er für die Anwaltsprüfung, den schriftlichen Teil möchte er am 14. September abschließen. Einen Tag später startet er beim Gemeindeverband, 2021 übernimmt er offiziell die Geschäftsführung.
Ein echter Wälder
Günter Meusburger, Anwalt und Geschäftsführer in Anzug und Krawatte? Oder Günter Meusburger, erfolgreicher Musiker in einer “Gschroa-Band”, wie er selbst augenzwinkernd seine Musikrichtung beschreibt? Wie sieht er sich? “Ich bin einfach ein bodenständiger Wälder”, antwortet er. Kein Wunder also, dass das Familienleben klassisch verläuft: Der 33-Jährige wohnt mit seiner Freundin Christina in Hohenems, kommendes Jahr soll geheiratet werden.
Nicht alles läuft nach Plan. Statt auf einer Tour befindet sich Meusburger mit seiner Band Sortout nun pandemiebedingt im Studio. Ende des Jahres soll eine neue EP erscheinen. Ein Blick auf Meusburgers Werdegang zeigt schon, was die Fans erwartet. Alles andere als ein Nummer-eins-Hit wäre eine große Überraschung.