Wo sich Vorarlbergs Identitäre tummeln

Vorarlberg / 14.08.2020 • 17:00 Uhr
Wo sich Vorarlbergs Identitäre tummeln
Martin Sellner ist das Sprachrohr der Neuen Rechten in Österreich. APA

Vorarlberg hat noch eine der aktivsten Identitärengruppen Österreichs auf Telegram. Von einer Organisation könne aber keine Rede sein.

Bregenz Martin Sellner ist das Aushängeschild der Neuen Rechten in Österreich und das Gesicht der Identitären Bewegung. Über Kanäle wie YouTube erreichte er zehntausende – bis YouTube und Facebook seine Kanäle sperrte wegen Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen. Gegen diese Sperre will Sellner rechtlich vorgehen. Sein letzter Medienkanal ist nun Telegram, eine verschlüsselte App vergleichbar mit WhatsApp. Sein Kanal hier erreicht immer noch 57.000 Personen.

Aktive Vorarlberger Gruppe

Addendum warf einen genaueren Blick auf diese letzte Bastion Sellners und die Netzwerke hinter den Nutzern. Eines der Ergebnisse: Klar rechtsextreme Kommentare oder Aufrufe zur Gewalt verschwinden schneller und zuverlässiger als antisemitische Inhalte. Und die Ortsgruppe seiner Partei DO5 (Die Österreicher, O5 ist eine Anspielung auf eine Widerstandsbewegung im Dritten Reich. Die Zahl verweist auf den Buchstaben E, also OE) in Vorarlberg zählt zu den wenigen relativ aktiven Ortsgruppen auf Telegram. „Interessant ist, dass diese aufgrund der Verbreitung von zu extremen Inhalten sogar von den Identitären abgesondert wurde und in Folge nicht mehr in der Linkliste, die als Verzeichnis für die Lokalgruppen dient, aufscheint“, betont Addendum.

Tatsächlich sind in der Gruppe, um die es sich handeln dürfte, gerade einmal 28 Mitglieder, wovon nur eine Handvoll aktiv im angeschlossenen Chatraum Beiträge beisteuert. Deren Inhalt reicht von Theorien zu Covid-19, G5-Handynetze, geheimen Weltregierungen bis hin zu QAnon und „Adolf Hitler – die großartige Geschichte, die nie erzählt wurde“. Unterm Strich werden in der Gruppe vor allem Links geteilt, eine Diskussion der Inhalte findet man nicht.

LVT: Keine Organisation

Die Einschätzung des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) Vorarlberg: Eine Organisation der Identitären im Land sei nicht wahrnehmbar. Sprich, es handle sich eher um eine lose Ansammlung von Sympathisanten mit ähnlicher Weltsicht. Grundlegend sei zu beachten, dass das Bewegen im digitalen Raum nicht mit der realen Welt gleichzusetzen sei, es keine Klarnamenpflicht gebe und die Ermittlung der Personen hinter den Accounts an strenge Grundlagen gebunden sei. Es sei aber oft so, dass hinter solchen Gruppen auch jene Personen stehen, die auch öffentlich für ihre Sache auftreten. „Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten werden Internetseiten, Internetaktivitäten von Gruppierungen und auch Einzelpersonen polizeilich beobachtet“, versichert das LVT.