Kleinstraßenromantik statt Verkehrslawine in Altach

Vorarlberg / 21.08.2020 • 16:00 Uhr
Kleinstraßenromantik statt Verkehrslawine in Altach
Für einmal gehört die Straße ihnen: Die Anrainer der schwer vom Verkehr belasteten Straßen in Altach beim Protest. VN/PAULITSCH

Anrainer blockierten in Altach mehrere Nebenstraßen , um auf Verkehrsbelastung aufmerksam zu machen.

Altach Um acht Uhr setzen sich zwei Gruppen geplagter Anrainer mit ihren Transparenten von der Dorfmitte sowie von der Kapelle in der Lustenauer Straße in Bewegung. Man trifft sich in der Konstanzerstraße, um von dort gemeinsam über die Rheinstraße, die Lirastraße, Emme, Ober Hub und Unter Hub zu marschieren. Knapp 100 Teilnehmer zählt der Zug, der sich gegen neun Uhr am Endpunkt an der Schnittstelle Obere Hub, Untere Hub einfindet. Dort werden Tische aufgestellt. Die Protestierer genießen die seltene Ruhe an einem Freitagvormittag und diskutieren angeregt ihr Problem.

Mehrere Kinder sind gefahrlos mit ihren Scootern unterwegs und spielen dort, wo sich gewöhnlich tonnenschwere Sattelschlepper durch die engen Wohnstraßen wälzen.

Vor allem die Kinder leiden unter dem überbordenden Schwerverkehr in den engen Wohnstraßen. Am Freitag durften sie sich dort einmal richtig austoben. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Vor allem die Kinder leiden unter dem überbordenden Schwerverkehr in den engen Wohnstraßen. Am Freitag durften sie sich dort einmal richtig austoben. VN/Paulitsch

Einst Idylle, jetzt Chaos

Ein Anblick, den Alois (78) und Ilse Nigg (76) noch von früher her kennen. Sie leben schon 51 Jahre in der Unter Hub und haben die Entwicklung bis heute schmerzhaft miterlebt. “Wir waren in unserer Straße damals das dritte Haus. Es war lange Zeit eine traumhafte Wohngegend, bis es vor 20 Jahren mit den Betriebsansiedelungen so richtig los ging. Jetzt haben wir das, was wir haben”, erzählt Alois Nigg.

Was die Anrainer der genannten Straßen haben, ist nicht angenehm. An Werktagen wälzen sich bis zu 200 Lkw durch die Wohngegend zu den über 20 Betrieben. Es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen und Sachbeschädigungen. Dazu kommt die Angst der Anwohner um ihre Kinder.

Ilse und Alois Nigg kennen die Entwicklung einer idyllischen Wohngegend bis hin zu einem verkehrsbelasteten Hotspot.<span class="copyright"> VN/Paulitsch</span>
Ilse und Alois Nigg kennen die Entwicklung einer idyllischen Wohngegend bis hin zu einem verkehrsbelasteten Hotspot. VN/Paulitsch

Wunschvariante

Sie fordern eine Lösung, die sie nachhaltig entlastet. Eine eigene Zufahrtsstraße zu den Betrieben parallel zur Autobahn auf der anderen Seite, die Adaptierung einer der Brücken für die Zufahrt zu den einzelnen Firmen, wäre ihr Vorschlag. “Es ist uns wichtig, durch dieses Blockadeaktion ein deutliches Zeichen zu setzen”, betont Ulrich Bachmaier, der in Unter Hub wohnt und mehrere Geschichten von brenzligen Verkehrssituationen zu erzählen weiß.

“Es ist uns wichtig, durch diese Blockadeaktion ein deutliches Zeichen zu setzen.”

Ulrich Bachmaier, Anrainer

Vertreter der Bürgerinitiative stecken mit Sperrbändern und Holzlatten die Fläche zweier großer Sattelschlepper aus, die sich beim Übergang von Ober Hub und Unter Hub begegnen. Diese Fläche nimmt die ganze Breite der Straße in Anspruch. Schwer vorstellbar, wo dort noch ein Radfahrer oder ein Fußgänger Platz haben soll.

Lösung im Miteinander

Mit der von Bürgermeister Gottfried Brändle vorgeschlagenen Lösung – ein Autobahnanschluss auf Höhe der Autobahnraststätte mit einer Zufahrt zum Kieswerk Kopf – sind die Anrainer nicht zufrieden.

Mit Brändle werden es die Anrainer nach der Wahl aber ohnhin nicht mehr zu tun haben. Ihr Verhandlungspartner in der Gemeinde wird dann wohl Markus Giesinger heißen. Viel Vertrauen genießt er bei den Anrainern nicht. Trotzdem ist den Blockierern klar: “Wir müssen uns gemeinsam an einen Tisch setzen und mit allen politischen Parteien um eine Lösung ringen”, bringt es Ulrich Bachmaier auf den Punkt.