Bezirksgericht: Alko-Dieb mit „Demenz“ an der Ladenkasse

Vorarlberg / 14.09.2020 • 10:00 Uhr
Bezirksgericht: Alko-Dieb mit „Demenz“ an der Ladenkasse
Der Beschuldigte ist schon des Öfteren wegen Ladendiebstahls verurteilt worden, beruft sich aber ständig auf seine Vergesslichkeit. SYMBOL/VN

Frühpensionist (46) wollte Rum stehlen und fälschte Unterschrift auf Meldezettel.

Dornbirn Der Beschuldigte erscheint in zerrissenen Bermudas, ist deutlich angeschlagen und wieder einer von jenen Fällen, bei denen der Verhandlungssaal im Anschluss gelüftet werden muss. Auf die Frage des Dornbirner Bezirksrichters Frank Plasinger, ob er denn Vermögen besitze, antwortet er 46-Jährige: „Schön wär’s . . .“. Und auf die Frage nach Schulden kommt ein „Pfoah! So um 45.000 Euro, schätze ich . . .“

Fünffach vorbestraft

Der Frühpensionist ist gerichtsbekannt. Er hat sich bereits fünf Vorstrafen eingehandelt und einmal mehr sitzt er wegen Diebstahls hier. Ein Ladendetektiv hatte ihn beobachtet, wie er zwei Rumflaschen vom Regal nahm und sie bei der Kasse in seinem Rucksack verschwinden ließ.

Bereits vor der Polizei hatte sich der Vorarlberger mit seiner „Demenz“ gerechtfertigt. Immer und überall würde er alles vergessen. So auch die Bezahlung der Rumflaschen.

Doch offenbar schwand diese frühere Aussage ebenfalls aus seinem Gedächtnis, denn vor Gericht behauptet er: „Ich sah, wie eine Frau ein Kind auf das Förderband legte und achtete darauf, dass es nicht runterfällt. Ich war dadurch abgelenkt und habe dann ganz auf die Flaschen vergessen.“

Und das sei ungewöhnlich, denn normalerweise pflege er folgende Vorgangsweise: „Wenn ich zwei Sechserpack Bier bezahlen will, lege ich eins aufs Förderband und sage der Kassiererin, dass ich einen zweiten im Rucksack habe.“ Der Ladendetektiv sagt als Zeuge aus: „Da war weit und breit keine Frau.“

Die Vereinbarung

Dann besteht da noch der Vorwurf, der Beschuldigte hätte die Unterschrift seines Bruders gefälscht und damit einen Meldezettel unterzeichnet. „Mein Bruder war damit einverstanden, wir waren betrunken und haben das beim Imbissstand vereinbart. Ich brauchte die Unterschrift, denn sonst hätte ich vom Amt kein Geld bekommen.“

Der Richter möchte dazu den Bruder befragen und vertagt die Verhandlung. Von dem Angeklagten will er noch dessen neue Adresse erkunden. Der denkt kurz nach, aber es kommt ihm nicht in den Sinn. Doch dann sagt er „Una momento!“, greift in seine Hosentasche, entnimmt daraus einen Fresszettel und liest seine neue Wohnanschrift vor. Daraufhin wird der 46-Jährige aus dem Verhandlungssaal entlassen. Zumindest bis auf Weiteres. Beim Hinausgehen murmelt er noch: „Sefix . . . Hoffentlich kommt jetzt da nichts Schlimmes auf mich zu . . .“.