Spektakuläre Notlandung in Fußach vor 90 Jahren

Schweizer Flugzeug krachte gegen einen Baum.
Fußach Es war ein regnerischer Tag, als am 23. August 1930 in etwa 2000 Meter Höhe ein Flugzeug über Dornbirn zu sehen war, das schließlich Richtung Fußach flog und mehrfach über dem Dorf kreiste. Man bemerkte, dass der Pilot einen geeigneten Platz zum Landen suchte, da immer wieder der Motor aussetzte. In einem recht steilen Gleitflug setzte das Flugzeug zur Landung an. Nebelfetzen behinderten die Sicht des Piloten, als er die Maschine in „Sennes Baumgarten“ zu Boden brachte. Beim Ausrollen krachte das Flugzeug frontal gegen eine stämmige Pappel. Dabei wurde der Pilot erheblich verletzt, der Motorblock sowie der Propeller wurden aus der Maschine gerissen. Die Tragflächen wurden beschädigt und der Flugzeugrumpf geknickt.
Verkettung widriger Umstände
Bei dem Piloten handelte es sich um den 32-jährigen Flugschüler Hans Keller aus Oberendigen, der erst seit einem Monat in der Flugausbildung stand und um 16.15 Uhr in Dübendorf bei Zürich allein zu einem Prüfungsflug aufgestiegen war. In einer Höhe von 3500 Metern war er in Richtung Vorarlberg geflogen. Das trübe, regnerische Wetter, die einsetzende Dämmerung, Störungen am Motor sowie die Ortsunkenntnis führten zu dieser missglückten Bruchlandung.
Die Rettung
Nach dem Aufprall eilten mehrere Fußacher zur Unfallstelle, zogen den Piloten, den es aus seinem Gurt gerissen hatte, aus dem Flugzeug und trugen ihn ins nächstgelegene Haus. Telefonisch wurden die Gemeindeärzte Dr. Alwin Jussel aus Hard und Dr. Karl Marte aus Höchst verständigt, die sich um den Verletzten kümmerten. Der Verletzte war bei Bewusstsein und blutete stark im Gesicht und aus dem Mund. Die beiden Ärzte stellten – mit den bescheidenen Mitteln der damaligen medizinischen Erstbegutachtung – den Bruch der linken Kniescheibe, eine Verrenkung des linken Handgelenkes und mehrere Risswunden an der Stirn fest. Dr. Marte führte den Verletzten mit seinem Privatwagen nach St. Margrethen, von wo aus der Patient um 1 Uhr nachts ins Krankenhaus nach Zürich gebracht wurde.
Das Flugzeug
Die kleine silbergraue Schulmaschine mit der Schweizer Kennung A X 212 und der Aufschrift ‚Zürich‘ stammte aus der Flugzeugfabrik in Oberrieden (Kt. Zürich) von Alfred Comte. Der Pilot, der stets bei Bewusstsein war, bat vor seinem Abtransport, das Flugzeugwrack bewachen zu lassen. Nicht zu Unrecht, denn am nächsten Tag pilgerten Hunderte Schaulustige zur Unglücksstelle, um dort ihre Neugierde zu befriedigen und sich im ‚noblen Sonntagshäs‘ fotografieren zu lassen. „Die Fußacher Feuerwehr hatte genug zu tun, die Zudringlichen abzuhalten“, stellte ein Augenzeuge fest. Unterstützt wurden die Feuerwehrmänner von Gendarmen und Finanzbeamten. Noch am selben Nachmittag wurde das Flugzeug in die Schweiz abtransportiert. wru