Gute Nachrichten
Versuchen wir einmal, Gutes in den jüngsten Nachrichten zur Pandemie zu entdecken. Es ist möglich: Die Infektionszahlen sind gestiegen. Ja, man kann von einer zweiten Welle sprechen, die da und dort sogar größer ist als die erste. Im Bezirk Dornbirn sind im Frühjahr keine 160 Fälle verzeichnet worden, seit dem Sommer sind 270 dazugekommen. Allein: Es hat diesmal keinen Lockdown gegeben – und es ist in den vergangenen Tagen trotzdem gelungen, eine deutliche Entspannung herbeizuführen. Das zeigt, dass das Krisenmanagement besser geworden ist.
“Statt Angst- und Panikmache wären Informationen gefragt, die helfen, klaren Kopf zu bewahren.”
Die zweite Welle ist auf Reisen und Partys zurückzuführen. Zu behaupten, dass sich kaum noch jemand zusammenreißt und fast alle sorglos geworden sind, geht jedoch zu weit: Man muss sich nur anschauen, wie wenig Besucher die Dornbirner Herbstmesse hatte: Nach 70.000 im vergangenen Jahr waren es heuer gerade einmal 11.929. Das war eine Katastrophe für die Veranstalter, aber auch ein Signal: Die Masse meidet größere Ansammlungen, und das ist zumindest im Hinblick auf das Infektionsgeschehen ausgezeichnet. Je weniger Kontakte, desto weniger Ansteckungsmöglichkeiten.
Glück im Unglück
Vorarlberg ist von Deutschland zum Risikogebiet erklärt worden. Glück im Unglück ist der Zeitpunkt: Eine erfreuliche Sommersaison ist gerade zu Ende gegangen, Buchungen für die Wintersaison werden aufgrund der unsicheren Entwicklungen in ganz Europa ohnehin wohl kurzfristiger denn je erfolgen. Sprich: Der Schaden ist begrenzbar; vor allem, wenn es gelingt, schnell wieder auf weniger als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und sieben Tage zu kommen. Das ist möglich – und das könnte Deutschland dazu bringen, die Warnung wieder zurückzunehmen. In anderen Fällen hat es das schon getan.
Dass Herbst und Winter wieder stärker im Zeichen von Covid19 stehen werden, war absehbar. Insofern war es vielleicht ein Vorteil, dass diese zweite Welle schon im Spätsommer losgegangen ist: Es war eine Erinnerung, dass das Virus noch da ist und ein Hinweis darauf, dass es furchtbar schnell gehen kann. Umso wachsamer sind wir gerade noch rechtzeitig geworden: „Maske tragen, Abstand halten, Hände waschen“ ist wieder selbstverständlicher.
Wirtschaftliche Erholung
Gute Nachrichten sind zuletzt auch von der Nationalbank gekommen: Sie hat festgestellt, dass die Wirtschaftsleistung Mitte September nur noch um zweieinhalb Prozent unter dem Vorjahr gelegen ist. Im April war sie um mehr als ein Viertel eingebrochen. Es geht also!
Wobei es naiv wäre, zu glauben, dass Rückschläge, wie wir sie gerade erleben, ohne Spuren bleiben werden. Entscheidend dafür werden aber auch Psychologie und damit wiederum ein Beitrag der Bundesregierung sein, die die Krisenkommunikation bestimmt: Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sind widersprüchlich geworden. Es existiert noch immer Angst- und Panikmache, die sich auf Prognosen stützt, die ohnehin nicht eintreten. Stattdessen gefragt wären endlich einheitliche, sachliche Informationen, die helfen, klaren Kopf zu bewahren. Damit könnte alles doch noch relativ gut ausgehen.
Johannes Huber betreibt die Seite dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik.
Kommentar