Doris Knecht

Kommentar

Doris Knecht

Ja, das würdet ihr gerne wissen

Vorarlberg / 17.11.2020 • 08:00 Uhr

Kaum schreibt man sich den Lockdown schön, wird er auch schon verschärft. Ich war gerade noch schnell in der Buchhandlung meines Vertrauens, um mir das Buch abzuholen, das ich bestellt hatte, bevor sie für die nächsten drei Wochen schließen. Ich ging zeitig hin, um möglichst keine anderen Kunden zu treffen, denn es ist das zweitpeinlichste Buch aller Zeiten und es reicht, dass der Buchhändler sich das Grinsen nicht verkneifen konnte. Ja, das würdet ihr jetzt gerne wissen, was das für ein Buch ist, aber ich möchte mir meinen Ruf als feinsinnige Intellektuelle nicht zerstören.

„Seit Monaten habe ich den Stapel nicht mal bemerkt, und jetzt erweist er sich als prophetisch.

Meine beiden Buchhändler sind das auch deshalb, weil wir eine gemeinsame Liebe zu Bob Dylan pflegen: Ein Teil ihrer Buchhandlung in der Wiener Lerchenfelderstraße ist so eine Art Dylan-Altar und fast immer laufen Songs von Dylan, und mich kriegt man mit sowas, ja. Beim Heimkommen fiel mir im Schlafzimmer ein kleiner CD-Stapel auf, der dort in einer Ecke steht, und unter einem Sampler mit dem Titel „The Whole Damn World is going Crazy“ und einem zweiten mit dem Titel „Overcome 2“ fand sich auch eine Dylan-CD: „World gone wrong“. Seit Monaten habe ich den Stapel nicht mal bemerkt, und jetzt erweist er sich als prophetisch. Immerhin etwas, das man während des Lockdowns endlich machen kann: Die CDs sortieren.

Und, sofakissenwarme Empfehlung: Gerade rechtzeitig zeigt Netflix die vierte Staffel „The Crown“, die wunderbare Serie über das britische Königshaus. Ich bin schon an vier Folgen hintereinander festgepickt und beneide alle ein bisschen, die die ersten drei Staffeln noch nicht gesehen haben: Denn was eignet sich dafür besser als 21 Lockdown-Abende am Stück.

Oder man strickt dem Hund einen warmen Pulli, es gibt da Bücher mit schönen Anleitungen, äh, ja. Dieses und andere Bücher muss man nicht beim Internet-Großhändler bestellen; immer mehr BuchhändlerInnen versenden, auch während des Lockdowns, viele versandkostenfrei. Und nicht nur Buchhändler: Die Autorin Nunu Kaller („Ich kauf nix“) hat während des ersten Lockdowns auf ihrer Website – www.nunukaller.com – eine Ladenliste von österreichischen Händlern (und Dienstleisterinnen) gestartet, die auch versenden oder liefern. Mittlerweile sind es über 3000 Adressen, bei denen man von Büchern über Elektronik, Kleidung, Kosmetik, Einrichtung und Kinderspielzeug bis Schnaps alles bekommt, das man nicht nur zum Überstehen eines Lockdowns braucht.

Ich wünsche allen das Beste: Den Kranken, dass sie Gesund werden, den Gesunden, dass sie es bleiben, den Alleinlebenden, dass sie nicht einsam sind und den erwerbstätigen Eltern von Schulkindern, dass ihre Nerven nicht reißen. In drei Wochen ist es geschafft, hoffentlich.

Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.