Pflegeeltern mit Herz

Vorarlberg / 19.11.2020 • 08:00 Uhr
Pflegeeltern mit Herz
Nicole und Christof Gunz haben ihre Entscheidung noch keine Minute bereut. VOKI

Nicole und Christof Gunz haben sich für zwei Pflegekinder entschieden.

Bregenz Einen triftigen Grund, ein Pflegekind aufzunehmen, gab es für Nicole Franceschini-Gunz und Christof Gunz eigentlich nicht. Beide waren mit der persönlichen und beruflichen Situation völlig zufrieden. „Wir kamen während eines Urlaubs auf das Thema zu sprechen“, erzählt Nicole. Von da an ließ sie der Gedanke, die Familie zu vergrößern, nicht mehr los. Direkt nach dem Urlaub kontaktierte das junge Paar deshalb den Pflegekinderdienst des Vorarlberger Kinderdorfs, um sich zu informieren. Die große Zahl an Pflegekindern, für die in Vorarlberg ein sicheres Zuhause gesucht wird überraschte Nicole und Christof und sie geben gerne zu: „Dies war einer der weichenstellendsten Momente unseres Lebens.“

Respektvolles Verhältnis

Gedacht. Getan. Nicole und Christof unterzogen sich der Vorbereitung, die sie als sehr professionell erlebten. „Nach intensiven Interviews, einem Kurs und weiteren Gesprächen mit dem Pflegekinderdienst waren wir uns sicher, dass dieser Weg zu uns passt.“ Im Spätherbst 2015 kam dann die erste Anfrage. Ein dreijähriger Bub benötigte einen Pflegeplatz. Als das Paar seinen Pflegesohn zum ersten Mal sah, wich die Aufregung der Gewissheit, das Richtige zu tun. Natürlich ändere sich das Leben: „Es gibt organisatorisch einiges zu stemmen, und man braucht bestimmt auch etwas mehr Konsequenz, Verständnis und Geduld, denn jedes Kind bringt seine Geschichte mit.“ Nicole und Christof sind deshalb froh über das gute und respektvolle Verhältnis, das sie zu den Eltern bzw. Großeltern ihrer mittlerweile zwei Pflegekinder haben. Das vereinfache vieles. „Unsere Pflegekinder wachsen mit dem Bewusstsein auf, zwei Familien zu haben, die sie lieben“, bekräftigen die Eheleute, und alles Glück der Welt spricht aus ihren Stimmen.

Zu Beginn der Pflegschaft empfanden es Nicole und Christof als ungewohnt, einen Teil des privaten Lebens mit Behörden und Institutionen zu teilen. Rasch lernten sie es jedoch zu schätzen, stets kompetente Ansprechpartner zu haben. Vor zwei Jahren kam noch ein kleines Mädchen in die Familie. Der Pflegesohn wurde von Anfang an in den Entscheidungsprozess miteinbezogen. Für das Paar war der Schritt von einem Kind zu einem zweiten ein etwas größerer, aber: „Wir haben noch an keinem einzigen Tag an unserem Entschluss gezweifelt. Beide Kinder sind eine Bereicherung.“ Christoph schwärmt: „Mich erstaunt es immer wieder, wie schnell die Kleinen wachsen, lernen und Lebenserfahrung gewinnen. Es macht uns stolz und dankbar, Teil ihres Lebens sein zu dürfen.“

Pflegeeltern immer gesucht

Obwohl Pflegeeltern dringend gebraucht würden, sind sie nur schwer zu finden. Derzeit gibt es in Vorarlberg 196 Pflegefamilien, die 250 Kinder und Jugendliche betreuen. „Wir setzen alles daran, Menschen für diese ebenso anspruchsvolle wie bereichernde Aufgabe zu begeistern und gut darauf vorzubereiten“, sagt Isabella Böckle, Leiterin des Pflegekinderdienstes. Nicole und Christof können guten Gewissens sagen: „Es ist ein machbarer und schöner Weg.“

Weitere Infos: Tel. 05522/82253, E-Mail: pflegekinderdienst@voki.at und www.vorarlberger-kinderdorf.at