Zecken zeigten sich in Vorarlberg heuer bissig

Elf FSME-Fälle bedeuten einen neuen Höchstwert in Vorarlberg.
Dornbirn Dieses Jahr brachte nicht nur Corona, sondern auch eine Höchstzahl an Zeckenopfern. Im Vergleich zu 2019 haben sich die FSME-Fälle mehr als verdoppelt. Wie Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher auf VN-Anfrage mitteilte, waren heuer 11 Personen betroffen, darunter auch drei Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren. Sieben Personen waren nicht geimpft, bei vier ist der Impfstatus unbekannt. Die Entwicklung in Vorarlberg deckt sich mit jener in ganz Österreich. Mit Stand Mitte November wurden bundesweit 219 FSME-Fälle registriert. Einen ähnlich hohen Wert gab es zuletzt 1987. Eine Ursache für den steigenden Trend dürfte die Pandemie begründet haben. „Es waren viel mehr Menschen im Freien unterwegs“, bestätigt inatura-Biologe Klaus Zimmermann. Noch schwerer wiegt allerdings der Umstand, dass die Zecken aufgrund von mehr warmen Wintern früher und über einen längeren Zeitraum ihr Unwesen treiben können, zumal es auch den Mäusen, die bekanntlich als Wirte für die Zecken fungieren, ziemlich gutgeht.
Großer Informationsbedarf
Alles zusammen hat laut Klaus Zimmermann zu einer für die Zecken sehr förderlichen Situation geführt. Deshalb überrascht ihn die hohe Zahl an FSME-Fällen in diesem Jahr auch nicht. 2019 verzeichnete die Landessanitätsdirektion noch fünf Zeckenopfer, die Jahre davor gab es 2016 und 2018 jeweils drei und 2017 vier Fälle. Was den Biologen aber sehr wohl erstaunt hat, ist der massive Bedarf an Informationen, was Vorgänge in Wald, Feld und Flur betreffen. Im vergangenen Jahr führten die Experten der inatura 3600 Beratungen durch, heuer waren es bereits 4700. Bei den meisten Anrufern ortete Zimmermann ein ernstzunehmendes Interesse an Dingen, die dem Menschen in der Natur gefährlich werden können. Die Biosicherheit werde immer mehr zum Thema. Als Beispiel nennt er die gesundheitlichen Gefahren durch Zecken. Seiner Einschätzung nach muss davon ausgegangen werden, dass das Zeckenrisiko weiter steigt. Den Einmarsch der tropischen Riesenzecke Hyalomma, die zwei- bis dreimal so groß ist wie eine heimische, hält der Biologe nur noch für eine Frage der Zeit.
Löcheriger Impfschutz
Neben einem umsichtigen Umgang in der Natur rät er dringend zur Zeckenschutzimpfung. Im internationalen Vergleich ist Österreich mit einer Durchimpfungsrate von 79 Prozent zwar ein Musterland, in Vorarlberg ist sie jedoch am schlechtesten. Experten bemängeln auch, dass die vorgeschriebenen Impfintervalle nicht so eingehalten werden, wie sie eigentlich vorgeschrieben sind. Das führe zu Impflücken und nachlassendem Impfschutz. Bei FSME lässt sich übrigens keine Herdenimmunität aufbauen, da keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung stattfindet. Das heißt, jeder Einzelne muss sich selbst schützen.
FSME-Fälle 2020
3 Personen waren zwischen 5 und 9 Jahre alt
1 Person war zwischen 15 und 19 Jahre alt
2 Personen fielen in die Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen
1 Person zählte zu den 60- bis 64-Jährigen
1 Person zählte zu den 65- bis 69-Jährigen
3 Personen waren über 70 Jahre alt