Zivildiener in Vorarlberg: “Ich kann mich in die Jugendlichen hineinversetzen”

Die Zahl der Zivildiener ist in Vorarlberg leicht gestiegen, aber noch immer fehlen einige. Sandro Salzgeber erzählt, wie ihn die Erfahrung bereichert.
Schwarzach Eigentlich hatte Sandro Salzgeber Sozialberufe nicht “auf dem Schirm”. Der 22-Jährige ist gelernter Einzelkaufmann und spielte sogar mit dem Gedanken, Berufssoldat zu werden. Aufgrund von familiären Verpflichtungen entschied er sich aber für den Zivildienst, da sich sein Einsatzort nicht verändert. “Die Caritas ist es geworden, weil ich mich für die Arbeit mit Jugendlichen und ihre Geschichten interessiere”, sagt er den VN. Nach eineinhalb Monaten kann er sich nun bereits vorstellen, dass Sozialarbeit nicht nur ein “Ausflug”, sondern sein Beruf wird.
“Ich betreue und motiviere Jugendliche von 15 bis 25 Jahren, teilweise Asylwerber, teilweise Arbeitslose”, berichtet er. Die Caritas Vorarlberg hilft im Rahmen der “Startbahn” in Bludenz arbeitslosen und arbeitssuchenden Erwachsene und Jugendliche dabei, wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.
In Vorarlberg fehlen Zivis
Für das gesamte Jahr 2025 hat die Caritas insgesamt 115 bewilligte Zivildienst-Kontingentplätze. Aktuell sind 39 Zivildiener in der Caritas beschäftigt, informiert eine Sprecherin über die aktuellsten Zahlen. Insgesamt absolvieren 486 Zivildiener ihren Dienst in Vorarlberg. 316 junge Männer wurden im ersten Halbjahr Einrichtungen in Vorarlberg zugewiesen, 399 waren angefordert. Die Bedarfsdeckung liegt mit 79,2 Prozent zwar unter dem Bundesschnitt, ist aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,5 Prozentpunkte gestiegen. Österreichweit gibt es 7635 Zivildiener. Der Bedarf ist damit zu 88,1 Prozent gedeckt.
Die drei beliebtesten Tätigkeitsgebiete im ersten Halbjahr waren in Vorarlberg das Rettungswesen (96), die Sozialhilfe- und Behindertenhilfe (82) und die Altenbetreuung (47).
Zivildienst ist 50
Der Zivildienst feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Am 1. Jänner 1975 trat das Zivildienstgesetz in Kraft, am 1. April 1975 starteten die ersten jungen Männer ihren Wehrersatzdienst, wie er damals noch meistens genannt wurde. Insgesamt wurden seit 1975 439.805 junge Männer an Zivildiensteinrichtungen zugewiesen, rund 14.500 jährlich.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.
Interesse für Berufsfeld wecken
“Der Zivildienst ist als Unterstützung für den Sozialbereich unersetzbar und als Headhunter für den haupt- und ehrenamtlichen Bereich unschlagbar”, sagte die zuständige Ministerin Claudia Plakolm (ÖVP) bei der Präsentation der aktuellen Zivildienerzahlen am Dienstag. Auch Sandro Salzgeber könnte nun in den Beruf einsteigen: “Ich bin zurzeit auf Jobsuche und habe mich auch in der Jugend- und Flüchtlingshilfe beworben.” Der Klostertaler, der nun in Vandans beheimatet ist, mag vor allem den persönlichen Kontakt mit den Menschen: “Als Einzelhandelskaufmann habe ich schon immer mit Leuten zu tun gehabt. Aber jetzt habe ich länger mit den gleichen Menschen zu tun, kann sie besser kennenlernen, mich in die Jugendlichen und ihre Geschichten hineinversetzen.” Und im besten Fall kommen ein paar Erfolgserlebnisse hinzu.