Schwere Anschuldigungen gegen Pflegeheim-Geschäftsführer

Im Sozialzentrum in Hörbranz soll es zu Übergriffen gekommen sein.
hörbranz Schon wieder ist das Sozialzentrum Josefsheim in Hörbranz in den Schlagzeilen, diesmal wegen der Suspendierung des Geschäftsführers. Mehrere Mitarbeitende haben demnach schwere Anschuldigungen gegen den Mann erhoben. Es soll, wie die VN aus sicherer Quelle erfuhren, um Belästigungen und Übergriffe gehen. Die strafrechtlich relevanten Sachverhalte wurden laut Bürgermeister Andreas Kresser inzwischen schon bei der Polizei angezeigt. Die Ermittlungen laufen, für den Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung. Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern gebe es nach derzeitigem Wissensstand keine Betroffenen. Der reibungslose Betrieb des Seniorenheims sei ebenfalls sichergestellt, erklärte Kresser in einer Aussendung.
Durch Prüfung gefallen
2019 war es eine Prüfung des Landesrechnungshofs, die schwere Mängel bei der Führung des gemeindeeigenen Sozialzentrums aufzeigte. Scharfe Kritik setzte es unter anderem an kaum bis gar nicht stattgefundenen Kontrollen sowie Bestrebungen, die durchschnittliche Pflegestufe unter 5,3 zu senken, um die geforderten Personalleistungsstunden im gehobenen Dienst erfüllen zu können. Nun erschüttert allerdings ein Fall von anderer Dimension die Einrichtung. „Sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe haben wir die nötigen Maßnahmen gesetzt und den Geschäftsführer suspendier“, führt der Bürgermeister weiter aus und: „Wir bedauern die mutmaßlichen Vorkommnisse sehr.“ Sowohl den Mitarbeitenden wie den ermittelnden Behörden sagte die Gemeinde volle Unterstützung zu.
Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker bestätigte auf VN-Nachfrage, dass sie von der Gemeinde sofort informiert worden sei. „Die Verantwortlichen haben zudem sofort reagiert und die Angelegenheit zur Anzeige gebracht.“ Über welchen Zeitraum sich die Übergriffe erstreckten wird untersucht. Für Wiesflecker ist wichtig, dass den Mitarbeitenden uneingeschränkt Glauben geschenkt wird. Gegen den suspendierten Geschäftsführer wurde außerdem ein Betretungsverbot erlassen, das heißt, er darf sich den Betroffenen auch privat nicht mehr nähern. Ihnen wurde psychosoziale Unterstützung angeboten.
Interne Lösung gefunden
Jetzt geht es darum, das Team wieder zu stabilisieren, sagte Wiesflecker, um den Heimbetrieb gut weiterführen zu können. Diesbezüglich hat die Gemeinde als Träger des Heims bereits eine Lösung gefunden. Der ehemalige Geschäftsführer des Sozialzentrums, Gemeinderat Josef Berkmann, und Gemeinderätin Katrin Flatz, studierte Betriebswirtin, bilden die interimistische Geschäftsführung. Sie hätten in dieser Situation keine Minute gezögert, Verantwortung für das Sozialzentrum zu übernehmen, vermerkte Bürgermeister Andreas Kresser positiv. Katharina Wiesflecker wiederum trägt sich nach diesem unguten Vorfall mit dem Gedanken, den Leitfaden „Umgang mit Gewalt in Pflegeheimen“ im Sinne der Beschäftigten überarbeiten zu lassen. Derzeit fokussieren sich die Verhaltensmaßnahmen fast ausschließlich auf die Bewohner.
In den insgesamt 49 Pflegeheimen in Vorarlberg finden alle drei Jahre kommissionelle Überprüfungen durch die Pflegeaufsicht des Landes statt. „Fachlich gab es im Sozialzentrum Josefsheim keine Beanstandungen“, sagte Katharina Wiesflecker. Sie habe dem Heim auch in der derzeitigen Situation jede Unterstützung zugesagt.
„Wichtig ist, dass den betroffenen Mitarbeitenden Glauben geschenkt wird.“
