Bär(ch)enkreuzung als Simulation

Elektronik-Lehrlinge der Landesberufsschule bauen als Abschlussprojekt Nachbildung des Straßenverkehrsknotens.
feldkirch Kein Kabelsalat, sondern ein wohl durchdachter Zeitablaufplan steckt hinter der Ampelsteuerung der Feldkircher Bärenkreuzung. Das zeigt eindrucksvoll – und vor allem gut überschaubar im Kleinformat – eine technische Simulation, die Roman Nichelmann und Mathias Niedertscheider von der Firma Baur GmbH in Sulz gebaut haben. Die beiden Elektronik-Lehrlinge haben sich diese besonders herausfordernde Aufgabe zu ihrem Abschlussprojekt gemacht – und das Ergebnis kann sich sehen lassen, funktioniert die Nachbildung doch gleich wie das Original. Gleichzeitig belegt dieses Projekt, dass die Berufsschule nicht nur „notwendiges Übel“, sondern vor allem eine tolle Erfahrung sein kann. Ende Jänner stellten Nichelmann und Niedertscheider – wie alle Elektronik-Lehrlinge Vorarlbergs – ihre Abschlussarbeit vor.
Das Projekt im Detail
Im zurückliegenden Lehrjahr begannen die Arbeiten am Modell. Um das Vorhaben zu realisieren, wurde der Zeitablaufplan der Bärenkreuzung von der Stadt Feldkirch eingeholt, der 32 Ampeln im 85-Sekunden-Zyklus steuert. Die sowohl stehenden als auch hängenden Ampeln wurden mittels 3-D-Drucker gefertigt, mit 96 LEDs bestückt, verkabelt und über ein Mikrocontrollerboard entsprechend dem 85-Sekunden-Zyklus programmiert. Für die Darstellung wurde vom Vorarlberg-Atlas eine Folie ausgedruckt und auf eine Platte geklebt, worauf die Ampeln dann gesetzt wurden. Auf der Unterseite der Platte wurde die Verkabelung angebracht. Die berufsspezifischen Inhalte der Ausbildungsschwerpunkte dieses Projekts sind teilweise selbst erstellte Inhalte der Mechanik (Gehäuse, Einzelteile), der elektronischen Hardware mit Mikroprozessor und der Softwareplanung sowie die Umsetzung in Form der Softwareerstellung.

Von der Idee bis zur Problemlösung
„Bei den Abschlussprojekten geht es auch immer darum, dass die Lehrlinge Projekte aus der eigenen Motivation heraus verwirklichen. Denn nur dann werden die Projekte auch wirklich gut und haben einen Mehrwert“, so der zuständige Fachlehrer für Elektronik, Herbert Nägele. „Auch wenn etwas Mehrarbeit auf die Lehrlinge zukommt, merkt man, dass sie das nicht stört, da sie an einem Projekt arbeiten, das sie sich selbst ausgesucht haben.“ Überdies betont Nägele die wichtige Rolle der jeweiligen Firmen, in denen die Lehrlinge arbeiten. Denn ohne deren Unterstützung – sowohl finanziell als auch zeitlich – wäre die Realisierung solcher Projekte nicht möglich.
Doch auch die Firmen, in denen die Lehrlinge arbeiten, freuen sich immer auf die Projektvorhaben der Lehrlinge. So auch der Lehrlingsausbilder der Firma Baur, Stefan Grabner: „Wie jedes Jahr beenden die Elektronik-Lehrlinge im vierten Lehrjahr die Berufsschule mit einem Abschlussprojekt. Zu sehen, was die Lehrlinge innerhalb kurzer Zeit für großartige Arbeit leisten, ist für uns immer eine tolle Erfahrung. Wir unterstützen unsere Lehrlinge bestmöglichst: Von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Lösung auftretender Probleme stehen wir den Auszubildenden mit Rat und Tat zur Seite. Am Ende ist es aber ihr Projekt und die Lehrlinge müssen lernen, mit unvorhergesehenen Problemen umzugehen und kühlen Kopf zu bewahren, wenn der anvisierte Zeitplan zu kippen droht.“
„Mächtig stolz auf das Geleistete“
Das Interesse hinter dem Projekt wurde bereits in der zweiten Klasse geweckt, als erstmals einfachere Ampelsteuerungen nachgebaut wurden. Durch die Diskussion innerhalb der Klasse fiel das Augenmerk rasch auf die Bärenkreuzung und deren komplexe Steuerung. Dass die Feldkircher Bärenkreuzung mit allen zugehörigen vorgeschalteten Ampeln von Altenstadt bis Tisis und von Gisingen bzw. Tosters bis Frastanz ein hochkomplexes Verkehrsleitsystem darstellt, faszinierte auch die beiden Lehrlinge. Realisiert wurde das Kernstück der Kreuzung. „Nach Fertigstellung des Projekts waren wir mächtig stolz auf das von uns Geleistete. Das Projekt hat viel Zeit und auch Nerven gekostet. Dennoch ist es schön zu sehen, was nach dreieinhalb Jahren Berufserfahrung alles möglich ist“, so Nichelmann und Niedertscheider. „Rückblickend war das Projekt eine tolle Erfahrung und wir sind froh, dass wir uns für diesen Lehrberuf entschieden haben.“
Digitaler Raum statt Marktgasse
In der Regel werden die Projekte in der Landesberufsschule in Form einer Marktgasse interessierten Bürgern vorgestellt und erklärt. Coronabedingt musste die Präsentation heuer in den digitalen Raum verlegt werden. Auf der Homepage elektronik-lbsfk.jimdosite.com/projekte/ können die Präsentationen jederzeit angesehen werden.
Auf dieser Website finden sich weitere Projekte zur Einsicht. Unter anderem auch von Lehrlingen der Feldkircher Firma Bachmann electronic, die einen Retro-Flipper-automaten oder einen „Pick and Place“-Automaten zur Sortierung von Bauteilen realisiert haben.