Wer erfolgreich ist, soll schneller lockern dürfen

Gesundheitsminister Anschober denkt bei „Vorarlberg Live“ laut über einen „Coronabonus“ für Regionen mit niedrigen Fallzahlen nach.
Wien Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kann die Coronamüdigkeit in der Bevölkerung nachvollziehen. „Ich bin auch müde“, sagt er am Donnerstagabend bei Vorarlberg Live. Leider sei der Corona-Marathon aber noch nicht geschafft. Anschober sieht Österreich bei Kilometer 30 oder 32 von insgesamt 42. „Das Ziel wird schon ein bisschen spürbar. Vor allem die Impfung wird uns helfen.“ Für das zweite Quartal stellt der Gesundheitsminister 100.000 Impfungen pro Tag in Aussicht
Bis dahin braucht es allerdings Geduld. Weitere Öffnungsschritte kündigte die Bundesregierung ab Ostern an; vorausgesetzt die Zahlen sind stabil. Anschober plädiert für regionale Maßnahmen und kann sich auch gewisse Lockerungen für Regionen vorstellen, in denen es besonders gut läuft. Vor allem der Kulturbereich darf auf Lockerungen hoffen.
Österreichweit verzeichnet Vorarlberg derzeit die besten Werte. In den vergangenen sieben Tagen wurden im Land 72 neue Coronafälle pro 100.000 Einwohner registriert. Im Bezirk Bregenz sind es gerade einmal 39, gefolgt von Bludenz (72), Dornbirn (89) und Feldkirch (100). Bundesweit liegt die Inzidenz bei 114. In den kommenden Wochen könnten die Zahlen wieder steigen, meint der Gesundheitsminister. Das habe zwei Gründe: Zum einen werde deutlich mehr getestet. Zum anderen steige das Ansteckungsrisiko durch die Mutationen. „Mit FFP2-Masken, Mindestabstand und Tests steuern wir dagegen.“ Wie stark, hänge vom Verhalten der Bevölkerung ab. „Am ersten März wird dann entschieden, ob wir weitere Öffnungen riskieren können und wenn ja, in welchen Bereichen.“
Kulturbereich vorbereitet
Die besten Chancen hat der Kulturbereich. „Er wäre prädestiniert für einen nächsten Öffnungsschritt, wenn es die Zahlen hergeben“, erklärt der Gesundheitsminister. „Es ist der Bereich, wo es am einfachsten geht und wo ich weiß, dass die Vorbereitungen schon sehr weit sind.“ Anschober erinnert unter anderem an die Salzburger Festspiele. Diese wurden trotz Pandemie im Sommer abgehalten. Aufgrund der Schutzkonzepte habe es keinen Ansteckungsfall gegeben.
Regionale Schritte als Perspektive
Gleichzeitig spricht sich der Gesundheitsminister für eine stärkere Regionalisierung bei den Maßnahmen aus: „Es ist bekannt, dass ich ein großer Freund davon bin. Das habe ich bereits im August mit der Ampel vorgeschlagen.“ Diese sei allerdings nicht von allen mitgetragen worden. Die Regionalisierung bleibe in der Pandemiebekämpfung aber eine absolute Perspektive. Schon jetzt hätten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass es bei einer regionalen Inzidenz ab 200 strengere regionale Maßnahmen brauche. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass es einen Bonus gibt; dass Regionen, die besonders gut sind, belohnt werden und schnellere Öffnungsschritte in ihrem Bereich machen dürfen.“
Vervierfachung der Impfungen
Bis Ostern soll in Österreich nun eine Million Menschen geimpft sein. „Im zweiten Quartal wird es eine Vervierfachung geben“, kündigt der Gesundheitsminister an. Sein Ziel ist, dass im Laufe des Sommers alle in Österreich geimpft werden können, die es wollen. Ein Impfstoff für Kinder kündige sich für Ende 2021, Anfang 2022 an.
Auf welchem Kilometer des Corona-Marathons der Minister seine Spritze erhält? „Ich bin kein Vordrängler und erfreulicherweise nicht in der Risikogruppe. Ich gehe davon aus, dass ich drankomme, wenn wir in die breite Bevölkerungsschicht kommen“, sagt Anschober. Je früher er am Zug sei, desto lieber sei es ihm. „Mit welchem Impfstoff ist mir gleichgültig.“
„Der Kulturbereich wäre prädestiniert für einen nächsten Öffnungsschritt.“
