Fidler: „Die Lockerungen sind ein Wagnis“

Vorarlberg / 02.03.2021 • 10:50 Uhr
Fidler: „Die Lockerungen  sind ein Wagnis“
VN/STIPLOVSEK

Gastro sollte nur im Freien öffnen, sagt Gesundheitsexperte Fidler.

Wien Die steigenden Infektionszahlen schrecken Bundesregierung und Landeshauptleute nicht vor weiteren Lockerungsschritten ab. Vorarlberg wird als jenes Land mit den besten Coronawerten vorgeschickt, um ab 15. März auszutesten, was in der Gastronomie alles möglich ist. Die anderen Bundesländer müssen sich bis Ende des Monats gedulden. Nur im Jugendsport wird österreichweit früher gelockert.

Wallner verständigte sich mit Bundesregierung und Landeshauptleuten auf eine frühere Gastroöffnung in Vorarlberg.<span class="copyright">APA</span>
Wallner verständigte sich mit Bundesregierung und Landeshauptleuten auf eine frühere Gastroöffnung in Vorarlberg.APA

Bis es zu dieser Übereinkunft kam, dauerte es. Fünf Stunden rangen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) miteinander und mit den Landeshauptleuten und die Landeshauptleute mit sich selbst, um einen gemeinsamen Weg zu nächsten Lockerungen zu finden. 

Gesundheitsexperte Armin Fidler ist überzeugt, dass der regionale Weg der richtige ist. „Er ist aber auch ein Wagnis.“ Die Lockerungen in Vorarlberg könnten aufschlussreich sein, sagt er. Schließlich wisse die Wissenschaft nur sehr wenig über die Wirkung leichter Öffnungsschritte. 

Die Lockerungen sollen nun trotz österreichweit steigender Infektionszahlen kommen. Gleich mehrere Bundesländer kratzen an einer Sieben-Tages-Inzidenz von 200. Vorarlberg ist mit seinem zweistelligen Wert (73) an Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohnern mittlerweile alleine. Fidler führt das Ost-West-Gefälle auf die neuen Virusvarianten zurück. Vor allem die in Großbritannien entdeckte Variante B117 greife im Osten um sich. Sie ist deutlich infektiöser. Vorarlberg bleibt aber nicht verschont. „Es werden auch hier die Infektionszahlen zu 100 Prozent weiter steigen“, sagt Fidler. Die Frage sei nur, wie schnell – und wie sich die Zahl der Intensivpatienten und Todesfälle entwickle. Die geplanten Lockerungen blieben eine riskante Gratwanderung. „Aber wir müssen auch Dinge riskieren.“

Kompromiss und Testfeld

Das Gesundheitsressort bremste am Montag bei den Lockerungsvorschlägen,  während das Kanzleramt den Ländern Entgegenkommen suggerierte. Das Ergebnis war ein Kompromiss. Bis Ostern wird ein wenig geöffnet. Nur in Vorarlberg geht mehr und es geht früher: Das Land wird zum Testfeld. 

Die Situation sei hier eine andere, begründet Kurz; nicht nur wegen der vergleichsweise geringen Inzidenz. „Vorarlberg ist auch durch den Arlberg sehr abgetrennt von Restösterreich.“ Kein Wiener würde sich sieben Stunden in den Zug setzen, um in die Vorarlberger Gastro zu fahren, sagt er.

Die Hotellerie bleibt im Land vorerst geschlossen. Die Gastro darf am 15. März auch indoor öffnen, wie Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) erklärt. Fidler wäre vorsichtiger gewesen. „Ich hätte mir gewünscht, dass man zuerst alles ausreizt, was im Freien möglich ist. Wir wissen, dass das Risiko im Außenbereich sehr gering ist. Was den Innenbereich angeht, bin ich ein bisschen ängstlicher.“ VN-ebi