Lern- und Sprachraum Rankweil kämpft ums Überleben

Die Eltern haben eine Petition verfasst, die Schüler Briefe geschrieben und Zeichnungen gemacht.
Rankweil Sabine Müller (42) und Claudia Pfanner (38) waren in den vergangenen Jahren zufrieden und erleichtert. Ihre Buben im Alter von 12 und 11, beides Kinder mit verhaltensmäßigen Auffälligkeiten, fanden im Lern-und Sprachraum Rankweil eine nach Ansicht der Mütter perfekte Bildungsstätte vor. Genannte Einrichtung ist eine Art häusliche Schule, die sich mit ihrem Status im rechtlichen Graubereich befand und seit 14 Jahren Kinder beherbergt, die als schwierig gelten und an anderen Schulen nicht zurechtkommen.
Das Leitbild der Einrichtung richtet sich nach der bekannten Sprachheilpädagogin und Russ-Preis-Trägerin Maria Summer (+ 2007). „Wir haben ihren Geist zum Nutzen der Kinder in dieser Schule weitergetragen. Es darf nicht sein, dass er verschwindet“, richtet Müller einen flammenden Appell an die Bildungsverantwortlichen im Land.

Zu spät erfahren
Die Eltern haben sich nicht wirklich damit abgefunden, dass die Schule nun aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen aufgelöst wird. Sie mussten diese Tatsache jedoch schweren Herzens zur Kenntnis nehmen. Was sie besonders verärgert: „Wir wurden erst am Anfang dieses Monats über die Schließung mit Ende dieses Schuljahres informiert. Zu einem Zeitpunkt, als die Anmeldefristen für andere Schulen schon verstrichen waren“, beschweren sich Müller und Pfanner.
“Wir wurden erst Anfang dieses Monats über die Schließung der Schule informiert.“
Sabine Müller, Mutter
Nicht einverstanden sind die Eltern der Kinder – 28 Schüler sind derzeit im Lern-und Sprachraum Rankweil – damit, dass ihre Kinder von der Stiftung Jupident übernommen werden sollen. Das hat weniger mit mangelndem Vertrauen in das Jupident zu tun, als viel mehr mit dessen Standort. „Wir brauchen eine Alternative im Vorderland. Ich zum Beispiel kann mein Kind nicht einfach jeden Tag nach Schlins bringen. So geht es anderen Eltern auch“, sagt Claudia Pfanner.
Suche nach Alternativen
Wie Manfred Ganahl, Geschäftsführer der Stiftung Jupident unlängst in der Sendung „Vorarlberg Live“, mitteilte, sei die Schließung des Lern- und Sprachraums Rankweil unumgänglich gewesen. „Die Bildungsdirektion hat das wohl begründet beschlossen. Es geht jetzt darum, im Rahmen der Landesschule gute Alternativen unter Nutzung aller notwendiger Ressourcen zu finden.“

Die Eltern des Lern-und Sprachraums können sich durchaus vorstellen, in einer Regelschule unweit des jetzigen Standorts untergebracht zu werden. Sie sprechen sich für funktionierende Inklusion aus. Diesbezüglich hat Sabine Müller jedoch schlechte Erinnerungen. „Mein Bub war vorher an der Mittelschule Sulz. Dort klappte es einige Zeit sehr gut. Ein neuer Direktor hat das aber alles zunichte gemacht“, berichtet Müller. Der jetzige Schulleiter sei damit jedoch nicht gemeint.
Klare Forderungen
Die Kinder, die nun auch wissen, dass sie nicht in Rankweil bleiben können, seien zum Teil am Boden zerstört, berichten die Mütter. Sie zeigen Briefe und Zeichnungen der Schüler, die darin ihrer Enttäuschung und Wut Ausdruck verleihen. Die Eltern haben eine Petition ins Leben gerufen: „Der Lern-und Sprachraum in Rankweil muss offen bleiben. Für unsere Kinder.“ Über 1500 Unterschriften konnten die Initiatorinnen bereits sammeln. Bei Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink haben sie endlich einen Termin erhalten. Dort wollen sie sich für eine Fortführung der Schule im selben Geist und mit denselben Ressourcen stark machen.