Reife Leistung
Die meisten hier haben weder schulpflichtige Kinder noch scheinen sie so sportverliebt, dass sie ihr Weg regelmäßig in Turnhallen führte. Aber jetzt stehen sie ein- bis zweimal pro Woche am Eingang der Turnhalle Schendlingen, reiben auf dem Weg zur Anmeldung Desinfektionsmittel in die Handballen, haben eine Minute später schon die Testbescheinigung in Händen und eine weitere Minute danach ein Stäbchen in der Nase. Noch immer kneif ich die Augen zu, weil das Gefühl keines ist, an das ich mich je gewöhnen könnte.
Was aber an den Teststraßen im ganzen Land bemerkt werden sollte, ist ihre große Selbstverständlichkeit. Klar, die Frauen und Männer vom Roten Kreuz und wer da sonst noch aller Dienst tut, werden das wohl bezahlt bekommen. Aber wie da ein Sieben-Tage-Service praktisch aus dem Boden gestampft wurde, verblüfft schon sehr. Am Sonntag testen gehen, oder mal um 7 Uhr in der Früh? Na klar, die Teams sind da.
Manchmal läuft Musik. Dann wippt die Dame am Empfang mit übereinander geschlagenen Beinen. Manchmal ist sie auch müde. Aber unfreundlich ist nie jemand in der Teststation. In neun von zehn Fällen hat sogar noch ein kleiner Scherz Platz in diesen entscheidenden Minuten. Das alles geschieht mit solcher Selbstverständlichkeit, als hätten sie alle nie etwas anderes getan. Ziemlich reife Leistung, muss man schon sagen!
Thomas Matt
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