Warum die “Corona-Sperrzone” aus Lustenau einen anderen Ort gemacht hat

Vorarlberg / 27.04.2021 • 16:45 Uhr
Polizist Werner Tomasini  an der Grenze zur Corona-Sicherheitszone. Aufklären und Fragen beantworten waren am ersten Tag angesagt. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Polizist Werner Tomasini an der Grenze zur Corona-Sicherheitszone. Aufklären und Fragen beantworten waren am ersten Tag angesagt. VN/Sams

Leerer blauer Platz, gelassene Menschen und ein hoffnungsvoller Bürgermeister.

Lustenau Knapp nach 11 Uhr schreitet Dorfpolizist Werner Tomasini (53) ins Rathaus an seine Dienststelle. Gestresst ist er nicht. “Ich komme gerade von einem zweieinhalbstündigen Rundgang. Es ist alles in Ordnung. Die Bürger reagieren vernünftig auf die gesetzten Maßnahmen mit Testpflicht und Maske in der ausgewiesenen Sicherheitszone”, erzählt er den VN. Er habe nicht den Auftrag gehabt, scharf einzuschreiten und zu strafen. “Wir klären auf, beantworten Fragen, weisen höflich auf die vorgeschriebenen Maßnahmen hin. Viele sind noch ein bisschen verunsichert.” Einige hätten ihm sogar unaufgefordert ihre aktuellen Tests gezeigt, muss Tomasini schmunzeln.

Wie ausgestorben

Tatsächlich bietet das Lustenauer Dorfzentrum ein Bild ungewöhnlicher Ruhe. Der blaue Platz ist fast leer, in den umliegenden Restaurants sitzen nur ein paar wenige Gäste draußen. Beim ebenfalls verlassenen Eissalon “Dolomiti” ist keine einzige Kundschaft. Während ein Angestellter den Platz säubert, produziert die Chefin Eis. Sie braucht sich nicht zu beeilen.

Der blaue Platz am Dienstag um die Mittagszeit ist wie ausgestorben. Nur einige wenige Menschen sind unterwegs. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Der blaue Platz am Dienstag um die Mittagszeit ist wie ausgestorben. Nur einige wenige Menschen sind unterwegs. VN/Sams

Einige wenige Personen huschen geschäftig durch das Zentrum. Sie tragen alle Maske. Etwas weiter weg, an der Peripherie der im Radius von 500 Metern ausgewiesenen Sicherheitszone, nehmen es viele mit dem Maskentragen nicht so genau.

Frustrierter Gastwirt

Die Gastwirte im Zentrum haben jede Menge Zeit, sich mit dem wenigen Gästen zu unterhalten. So auch Frank Hämmerle (37), Pächter der “Zwickeria”. Die Tische draußen wären gedeckt, besetzt sind kurz nach zwölf Uhr nur zwei. Hämmerle wirkt niedergeschlagen. “Viel schlimmer als es vorher schon war, kann es jetzt ja eh kaum werden”, übt er sich im Galgenhumor. “Sogar um eine Mahlzeit abzuholen, brauchen die Leute nun einen Test. Natürlich merke ich das schon heute.” Während der Woche habe er kaum Geschäft, die Wochenenden seien besser. Erschrecken kann die jetzige Sondersituation den jungen Gastronomen, der neben der “Zwickeria” mit “Frankis Pub” noch ein zweites Lokal führt, nicht mehr.

Sogar für das Abholen von Mahlzeiten brauchen die Leute jetzt einen Test. Das merke ich natürlich.”

Frank Hämmerle, Gastwirt
Frank Hämmerle, Inhaber der "Zwickeria" im Dorfzentrum ist frustriert. Der Gastwirt glaubt nicht an eine schnelle Rückkehr zur Normalität. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Frank Hämmerle, Inhaber der "Zwickeria" im Dorfzentrum ist frustriert. Der Gastwirt glaubt nicht an eine schnelle Rückkehr zur Normalität. VN/Sams

Gestresster Bürgermeister

Im Rathaus sinniert Bürgermeister Kurt Fischer (57, ÖVP) vor sich hin. Die Zeit von Sonntag bis jetzt waren für ihn ein einziger Krisenstab-Marathon. “Am Montagabend um 21.52 kam die Verordnung. Wir haben uns natürlich schon vorher auf diese Situation vorbereitet. Auf die Schnelle wurden die Schilder für die Ausweisung der Sicherheitszone produziert. Heute in aller Herrgottsfrüh hat sie der Bauhof aufgestellt. Gemeindepolizei und Bundespolizei überwachen die Maßnahmen, bald wird das Bundesheer beim Testen aushelfen”, rattert Fischer Teile der Liste des Geschehenen herunter.

Bürgermeister Kurt Fischer zeigt, wo man in Lustenau derzeit nur mit gültigem Test und FFP2-Maske unterwegs sein darf. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Bürgermeister Kurt Fischer zeigt, wo man in Lustenau derzeit nur mit gültigem Test und FFP2-Maske unterwegs sein darf. VN/Sams

Fischer steht vollinhaltlich zu den Maßnahmen. “Wir haben das Leben an den stark frequentierten Orten herunterfahren müssen. Und wir bringen jetzt Leute zum Testen, die vorher nicht gekommen waren.” Einige Maßnahmengegner haben ihn in den letzten Stunden wüst beschimpft. Das ist nicht spurlos am Gemeindechef vorübergegangen. An seiner gebetsmühlenartig wiederholten Einstellung zum Problem hat sich dennoch nichts geändert. “Wenn wir jetzt nicht Disziplin üben, testen und impfen, glaube ich nicht an die Rückkehr zur Normalität im Sommer.”

Sein Mutmacher zur Mittagszeit. Der Blick auf die aktuellen Zahlen deuten auf einen deutlichen Rückgang der Inzidenzen hin.