“Femizide sind tragische Spitze des Eisbergs”

Vorarlberg / 03.05.2021 • 19:45 Uhr
"Femizide sind tragische Spitze des Eisbergs"
Christa Bauer (v.l.; Fachstelle Frauengesundheit femail), Lea Putz-Erath (Geschäftsführerin femail) und Diana Panzirsch (Projektkommunikation und Kampagnenleitung) präsentierten am Montag die Sensibilisierungskampagne.

Über 40 Prozent der Frauen sind von psychischer Gewalt betroffen.

Feldkirch Eine abfällige Geste, ein misstrauischer Blick, eine scheinbar harmlose Beleidigung: Nicht immer sind solche Handlungen Kleinigkeiten. Denn die Art der Gewalt, der Frauen oftmals ausgesetzt sind, ist häufig nicht nur körperlicher Natur. Eine andere Form des Misshandlung, die subtiler und weniger sichtbar ist, nämlich die psychische. „40 Prozent der Frauen sind in Vorarlberg von psychischer Gewalt betroffen“, erklärt Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin des Fraueninformationszentrums femail. Aus diesem Grund startet das femail mit Unterstützung durch das Bundeskanzleramt und den Landesgesundheitsfonds die Kampagne „Weil es Zeit ist“, um auf diese Art der Gewalt aufmerksam zu machen. Der hohe Anteil an Betroffenen hänge auch damit zusammen, dass sich psychische Gewalt im Gegensatz zu anderen Gewaltformen nicht auf den Bereich Partnerschaft beschränkt, sondern etwa auch am Arbeitsplatz oder in der Familie vorkommen kann. „Ohne Geschlechtergerechtigkeit gibt es keine Gewaltfreiheit und Femizide sind die tragische Spitze des Eisbergs. Egal in welcher Form psychische Gewalt auftritt, sie ist häufig Türöffner für weitere Gewalt.“

"Femizide sind tragische Spitze des Eisbergs"
Sieben verschiedene Clips sollen auf das Problem der psychischen Gewalt an Frauen aufmerksam machen.

Vielen Frauen, die sich an das Beratungsangebot wenden, sei es gar nicht bewusst, dass sie von dieser Gewaltform betroffen seien, leiden allerdings an den Folgen, betont Psychologin Christa Bauer: „Vielfach wird das erst im Laufe des Gesprächs klar, dass es sich um Gewalt handelt. Die Betroffenen relativieren und rationalisieren das Verhalten und suchen die Schuld bei sich.“

Mit dem Projekt „Wertvoll und stark!“ will das femail nun präventiv psychischer Gewalt an Frauen im Land entgegenwirken. Zu den Maßnahmen zählen neben der Kampagne zur Sensibilisierung unter anderem eine repräsentative Umfrage unter der Bevölkerung zur eigenen Erfahrung oder die Entwicklung eines Screening-Instruments für Fachkräfte, um früher bei dieser Art von Gewalt aktiv zu werden.

Weitere Informationen zum Thema psychische Gewalt und zur Sensibilisierungskampagne “Weil es Zeit ist!” auf www.weileszeitist.at