Nachdenklich dankbar
„Danke“, sagt der Soldat am Ausgang des Bregenzerwaldes und nimmt den Kuchen lachend entgegen: „Wir haben schon so viel bekommen, wir wissen gar nicht, wohin damit!“ Schön ist das. Offenbar finden es viele nicht selbstverständlich, dass die Frauen und Männer in Uniform am Wochenende hier Dienst tun und Corona-Tests kontrollieren. Oder dass die Rotkreuzhelfer und Mediziner in der Impfstation am Samstag bis 19 Uhr schnelle, reibungslose Abläufe garantieren. Auch hier drücken manche ihre Erleichterung in Spenden aus.
Es ist ja auch wirklich immer jemand da. Bauhofmitarbeiter machen den Schaden auf der Radbrücke wieder gut, den Unbekannte hinterlassen haben. Die Müllabfuhr säubert frühmorgens das Seeufer. Ambulanzen stehen offen für körperliche und seelische Notfälle, Menschen hören sich weit nach Mitternacht am Telefon die Sorgen ganz Fremder an. Manche besuchen vereinsamte Kranke, andere lesen Schulkindern vor. Nichts davon ist selbstverständlich. Aber immer ist da wer. Ganz verlässlich.
Die Pandemie legt offen, wie viele Menschen ganz selbstverständlich mehr tun, als sie tun müssten. Sie zeigt freilich auch, wie sehr wir inzwischen darauf angewiesen sind. Immer ist da wer. Man stelle sich nur vor, wir wären plötzlich auf uns selbst angewiesen. Dankbarkeit ist ok. Mehr Eigenverantwortung wäre noch besser.
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