Die 6b vom Schoren und das emotionale Wiedersehen

Vorarlberg / 17.05.2021 • 17:00 Uhr
Die 6b vom Schoren und das emotionale Wiedersehen
Momente echter Freude. Die 6b vom BRG Dornbirn/Schoren darf nach über einem halben Jahr endlich wieder als ganze Klasse zusammenkommen. VN/STEURER

Nach über sechs Monaten durfte sich die Klasse wieder vollzählig sehen. Erhebende Momente.

Dornbirn Sophia Simon (16) gibt zu: “Ich konnte gar nicht anders, als sofort eine Klassenkollegin zu umarmen. Das war wie ein Reflex. Auch wenn eine innere Handbremse dabei war.” Ives Königer (16) outet sich als Genießer der anderen Art. “Ich bin nicht so der große Umarmer. Was andere mit Umarmen ausdrücken, tu’ ich mit Lachen.”

Wie hatten sie von der 6b am BRG Dornbirn-Schoren nicht alle auf diesen Moment gewartet: Endlich wieder als ganze Klasse zusammen zu kommen. Nach über einem halben Jahr entweder vollständiger Absenz von der Schule oder später als “Schichtarbeiter”. 20 Mädchen und Jungen sind am ersten Tag der offiziell legitimierten Wiedervereinigung da, zwei Schüler fehlen.

Es geht ums Soziale

Im Musikunterricht, der im großen Musikraum stattfindet, ist die Klasse mit Schwerpunkt Kunst und Musik natürlich noch Einschränkungen unterworfen. Die Maske sitzt bei allen 20 Teenagern vorschriftsmäßig auf dem Gesicht, und natürlich ist Singen noch nicht erlaubt. “Aber es ist so schön, dass alle wieder zusammen sind”, überwiegt bei Lehrer Philipp Sonderegger (36) die Freude. “Diese ist bei allen groß, alle sind wir aufgeregt. Heute geht es weniger um Stoff als um den sozialen Aspekt”, gibt Sonderegger das Gemeinschaftsgefühl wider.

“Die Freude ist bei allen groß, und wir sind alle aufgeregt. Heute geht es weniger um Stoff als um den sozialen Aspekt.

Philipp Sonderegger, Musiklehrer
Mit etwas Musik unter Einhaltung aller Regeln lässt sich die "Wiedervereinigung" noch besser an. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Mit etwas Musik unter Einhaltung aller Regeln lässt sich die "Wiedervereinigung" noch besser an. VN/Steurer

Der Musik- und Sportlehrer hat sich stets viel Mühe gemacht, die gruppenbeschränkten Unterrichtseinheiten zu filmen, sodass auch jene am Unterricht teilnehmen konnten, die zu Hause waren. “Das war schon sehr aufwendig. Aber ich habe das gerne gemacht.”

Freude auf den Ausflug

Für Sophia, Ives und all die anderen von der 6b sowie den Oberstufenklassen beginnt eine neue Ära. Das, was vor eineinhalb Jahren noch selbstverständlich war, wird für sie nun zu etwas Besonderem. “Die Wien-Woche ist ja ausgefallen, wie so vieles andere. Aber jetzt freuen wir uns einmal auf einen Ausflug mit der ganzen Klasse. Und es ist mir völlig egal, wohin wir gehen. Hauptsache wir sind zusammen”, formuliert Sophia die neue Bescheidenheit von Schülern, die über ein Jahr im Ausnahmezustand leben mussten.

Das neue Leben

Direktor Reinhard Sepp (58) erlebt das neue Leben an seiner Schule ebenfalls mit großer Genugtuung. “Natürlich gilt es nach wie vor, die Sicherheitsvorschriften strikt einzuhalten. Und darauf dränge ich auch. Getestet wird zudem drei Mal die Woche. Dass jetzt wieder alle Schülerinnen und Schüler da sind, bereitet mir keine Angst, sondern Freude. Zu Tode gefürchtet ist ja auch gestorben.” Soeben hat er eine Gruppe Jugendlicher, die im Gang zu eng aufeinanderklebten, zur Disziplin gemahnt. “Am wichtigsten ist mir, dass sie alle Masken tragen”, sagt er.

In den Klassen dürfen die Schüler wieder ohne strenge Abstandsregeln mit Masken nebeneinander sitzen. Im ganzen Schulareal gilt die Ein-Meter-Abstandsvorschrift freilich weiter.

Sorgen bereitet dem Schulleiter die Entfremdung ganzer Klassen, die seiner Wahrnehmung nach Platz gegriffen hat. “Einige Klassenvorstände müssen jetzt mehr Sozialarbeiter als Unterrichtende sein, um die Gruppen wieder zusammenzuführen.”

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