Wenn alle Türen zu sind: Notschlafstelle für Jugendliche

Vorarlberg / 07.06.2021 • 18:00 Uhr
Wenn alle Türen zu sind: Notschlafstelle für Jugendliche
Die Notschlafstelle “Anker” in Dornbirn soll Jugendlichen eine Nächtigungsmöglichkeit bieten, die in Schwierigkeiten stecken. VN/HARTINGER

In Dornbirn finden Jugendliche ein Dach über dem Kopf, die von akuter Wohnungslosigkeit betroffen sind.

Dornbirn Es gibt sie, die Jugendlichen, die sich mit allen vekracht haben: mit den Eltern, mit ihrer Wohngemeinschaft, mit jenen, bei denen sie sonst Zuflucht finden. Für sie gibt es ab 16. Juni in der Dornbirner Stadtstraße eine Notschlafstelle. Maximal sechs Personen im Alter zwischen 14 und höchstens 21 werden dort von geschultem Personal aufgenommen, wenn sie gar nicht mehr wissen wohin. “Es ist dies ein Lückenschluss im System”, ist sich Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker sicher. Jugendliche sollen durch dieses Angebot vor Obdachlosigkeit geschützt sein. Nicht selten geraten diese durch Wohnungslosigkeit in eine Art Anonymität, Mädchen werden mitunter der Gefahr sexueller Ausbeutung ausgesetzt.

Die Jugendlichen können in der Notschlafstelle auch duschen. Zur Verfügung steht ihnen ebenfalls eine kleine Küche.  <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Die Jugendlichen können in der Notschlafstelle auch duschen. Zur Verfügung steht ihnen ebenfalls eine kleine Küche. VN/Hartinger

Dornbirn geeigneter Standort

Das Projekt wurde laut Gemeindeverbandspräsidentin und Bürgermeisterin von Dornbirn, Andrea Kaufmann, im Vorfeld intensiv diskutiert. Dornbirn kam als Standort zum Zug, weil die Stadt in puncto Jugendarbeit gut aufgestellt und vernetzt ist. Das Projekt wird vom Land (60 Prozent) und den Gemeinden (40 Prozent) mit jährlich 500.000 Euro finanziert, ist für die Dauer von zwei Jahren angesetzt und wird gemeinsam mit der KOJE (Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung) als Träger, dem Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe sowie der Kinder- und Jugendanwaltschaft begleitet und laufend evaluiert.

Keine Zugangskriterien

Der Aufenthalt in der Notschlafstelle ist von 18 Uhr abends bis um 9 Uhr am Folgetag erlaubt, ein Verbleib in der Notschlafstelle während des Tages ist nicht möglich. Zugangskriterien gibt es keine. Die Jugendlichen müssen sich an die Hausordnung halten, die unter anderem den Besitz von Suchtmitteln und Waffen verbietet.

Tatjana Tschabrunn leitet die neugeschaffene Einrichtung. Sie bringt einschlägige Erfahrung aus Wien mit. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Tatjana Tschabrunn leitet die neugeschaffene Einrichtung. Sie bringt einschlägige Erfahrung aus Wien mit. VN/Hartinger

Geleitet wird die Einrichtung von Tatjana Tschabrun, die bereits in Wien vergleichbare Einrichtungen aufgebaut hat. Es wird davon ausgegangen, dass in Vorarlberg circa 15 Jugendliche obdachlos bzw. nicht mehr erreichbar sind.