Wenn alle Türen zu sind: Notschlafstelle für Jugendliche

In Dornbirn finden Jugendliche ein Dach über dem Kopf, die von akuter Wohnungslosigkeit betroffen sind.
Dornbirn Es gibt sie, die Jugendlichen, die sich mit allen vekracht haben: mit den Eltern, mit ihrer Wohngemeinschaft, mit jenen, bei denen sie sonst Zuflucht finden. Für sie gibt es ab 16. Juni in der Dornbirner Stadtstraße eine Notschlafstelle. Maximal sechs Personen im Alter zwischen 14 und höchstens 21 werden dort von geschultem Personal aufgenommen, wenn sie gar nicht mehr wissen wohin. “Es ist dies ein Lückenschluss im System”, ist sich Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker sicher. Jugendliche sollen durch dieses Angebot vor Obdachlosigkeit geschützt sein. Nicht selten geraten diese durch Wohnungslosigkeit in eine Art Anonymität, Mädchen werden mitunter der Gefahr sexueller Ausbeutung ausgesetzt.

Dornbirn geeigneter Standort
Das Projekt wurde laut Gemeindeverbandspräsidentin und Bürgermeisterin von Dornbirn, Andrea Kaufmann, im Vorfeld intensiv diskutiert. Dornbirn kam als Standort zum Zug, weil die Stadt in puncto Jugendarbeit gut aufgestellt und vernetzt ist. Das Projekt wird vom Land (60 Prozent) und den Gemeinden (40 Prozent) mit jährlich 500.000 Euro finanziert, ist für die Dauer von zwei Jahren angesetzt und wird gemeinsam mit der KOJE (Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung) als Träger, dem Fachbereich Kinder- und Jugendhilfe sowie der Kinder- und Jugendanwaltschaft begleitet und laufend evaluiert.
Keine Zugangskriterien
Der Aufenthalt in der Notschlafstelle ist von 18 Uhr abends bis um 9 Uhr am Folgetag erlaubt, ein Verbleib in der Notschlafstelle während des Tages ist nicht möglich. Zugangskriterien gibt es keine. Die Jugendlichen müssen sich an die Hausordnung halten, die unter anderem den Besitz von Suchtmitteln und Waffen verbietet.

Geleitet wird die Einrichtung von Tatjana Tschabrun, die bereits in Wien vergleichbare Einrichtungen aufgebaut hat. Es wird davon ausgegangen, dass in Vorarlberg circa 15 Jugendliche obdachlos bzw. nicht mehr erreichbar sind.