Lehrersuizide sorgen für viel Emotionen

Vorarlberg / 20.06.2021 • 19:20 Uhr
Die Lehrer haben ein schweres Jahr hinter sich. Sie verlangen mehr Unterstützung von der Politik.APA
Die Lehrer haben ein schweres Jahr hinter sich. Sie verlangen mehr Unterstützung von der Politik.APA

Personalvertreter attackiert Politik. Schöbi-Fink kontert.

Bregenz Zwei Suizide von Kolleg­innen erschüttern die Vorarlberger Lehrerschaft. Was eigentlich als private Tragödien zu werten ist, stellt Lehrervertreter Willi Witzemann (62) in einen Zusammenhang mit der Überforderung von Kolleginnen und Kollegen und greift diesbezüglich auch die Politik an. Warum er das tut, begründet er gegenüber vn.at so: „Eine der Kolleginnen, die sich das Leben nahm, war noch kurz vorher bei mir und hat über die Überbelastung gesprochen. Beim anderen tragischen Fall wurde der Direktorin vom Vater der Verstorbenen deren Abschiedsbrief zur Kenntnis gebracht. Darin beklagte sich auch diese Kollegin über die Überforderung.“

Zahlreiche Forderungen

Witzemann richtete einen „Notruf“ an die Präsidentin der Bildungsdirektion und an Landeshauptmann Wallner. „Eine ganze Woche gab es als Antwort nur Schweigen. Geht man so mit einem Notruf um?“, fragt sich Witzemann. Im Schreiben an die Bildungsverantwortlichen erhob der Lehrervertreter noch einmal bereits früher übermittelte Forderungen: Aufstockung des Supportpersonals, Mentoring für neue LeiterInnen, Zurückdrängen der administrativen Belastungen in den Direktionen, Maßnahmen gegen den Lehrermangel.

Zu viel Administration

Witzemann schreibt im Brief an die Schulbehörden von immer mehr Schulleitern, die ihre Funktion zurücklegen, von Psychiater- und Psychotherapeutenpraxen, die von Lehrern und Lehrerinnen gestürmt würden. „Zu lange lassen uns die verantwortlichen Personen auf die notwendigen Hilfestellungen warten“, kritisiert der Lehrervertreter in seinem Brief. „Statt für Entlastung zu sorgen, kommen neue administrative Belastungen. Unter anderem ist das die Forderung nach Einschulung in ein Programm zur Lohnverrechnung oder die Aufforderung zur regelmäßigen Bestandsaufnahme der vorhandenen Test-Kits. Das ist alles mit großem bürokratischem Aufwand verbunden“, beklagt sich Witzemann. Auch die Vorbereitung der Sommerschule zähle zu diesen Belastungen.

Witzemann fordert die Einberufung eines Bildungsgipfels.

Schöbi-Fink kontert scharf

In einem Antwortschreiben an die Lehrervertretung übt Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink ihrerseits ungewöhnlich scharfe Kritik am Zentralausschuss der Personalvertretung. „Die Verantwortung für den sehr tragischen Todesfall einer Kollegin, der unser vollstes Mitgefühl für die Familie und die Kolleg/innenschaft in der Schule hervorruft, uns zu übertragen und in die Medien zu zerren, übersteigt jedoch die Grenze der Pietät“, schreibt Schöbi-Fink.

Sie fordert die Lehrervertretung auf, konkret zu erwähnen, welche Hilfestellungen nicht gewährt wurden. Ebenso stellt sie in Abrede, dass viele Kolleginnen und Kollegen den Dienst quittiert hätten. „Eine Rückfrage in der zuständigen Abteilung konnte dies nicht bestätigen.“ Die Abhaltung eines Schulgipfels zum jetzigen Zeitpunkt hält Schöbi-Fink für „wenig zielführend“.

„Eine Kollegin, die sich das Leben nahm, hat noch kurz zuvor über Überbelastung geklagt.“