Keine Eile mit Coronaimpfung für Kinder

APA
Die Impfung für Kinder steht vor der Zulassung. In Vorarlberg sieht man die Priorität jedoch woanders.
Von Johannes Huber und Matthias Rauch
Bregenz Die Impfung für Kinder unter zwölf Jahren rückt in greifbare Nähe: BionTech will eine abgeschwächte Version seines Impfstoffes in den nächsten Wochen der Europäischen Union zur Genehmigung für Kinder ab fünf Jahren vorlegen. Die Slowakei hat in einem Alleingang am Donnerstag eine solche abgeschwächte Version für alle Schulkinder freigegeben. Chile geht einen ähnlichen Weg, Kuba will ab Montag Kinder ab einem Alter von zwei Jahren impfen.
In Österreich wartet man auf die entsprechende Freigabe und Empfehlung der Union. Im Gesundheitsministerium von Wolfgang Mückstein (Grüne) verhehlt man nicht, dass ein Impfangebot für unter Zwölfjährige wünschenswert wäre. Das sei die letzte Gruppe, für die es noch kein solches gebe. Außerdem sind die Infektionszahlen hier sehr hoch. Schwere Erkrankungen mit Langzeitfolgen sind zwar selten, kommen jedoch vor. In Wien mussten gerade in den vergangenen Wochen auch unter Zehnjährige intensivmedizinisch behandelt werden. Der Minister will sich aber an die Empfehlung der Experten halten: „Das Nationale Impfgremium beobachtet die Lage ganz genau. Sobald es eine entsprechende Entscheidungsgrundlage gibt, wird auch eine Empfehlung ausgesprochen werden“, heißt es in einer schlichten Stellungnahme aus dem Ressort auf Anfrage der VN.
Am Ende geht vor allem auch darum, wie aussagekräftig die Studienergebnisse sind, die Biontech der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA demnächst übermitteln möchte. Diese Behörde wird sich zunächst damit befassen. Ihre Schlussfolgerungen hat auch das Nationale Impfgremium im Auge. Im Optimalfall rechnen Insider mit einer Freigabe noch im Herbst.
Der Impfkoordinator der Ärztekammer Vorarlberg, Robert Spiegel, sieht die Priorität bei den bereits freigegebenen Altersgruppen. “Ich würde mich hier an der Zeckenimpfung orientieren. Bei dieser waren wir auch anfangs vorsichtig bei der Impfung von Kindern”, will er noch die Studienergebnisse abwarten. Nachholbedarf sieht er bei den Jugendlichen über zwölf, vor allem jene in Lehrberufen habe man bisher vergleichsweise schwer erreicht. “Wenn wir bei der Altergruppen über zwölf Jahren eine gute Durchimpfung erreichen, sind wir auf der sicheren Seite”, ist Spiegel überzeugt. “Die Kinderimpfung läuft uns nicht davon.”
Beim Land Vorarlberg wartet man mit den Vorbereitungen auf die entsprechenden Impfempfehlungen. Diese würden dann wie die anderen Altersgruppen über die Ärzteordinationen und Impfstraßen immunisiert werden. Neben der Sommerschule hofft das Land, die Jugendlichen jenseits der zwölf Jahre mit einem Impfquiz für die Coronaimpfung zu gewinnen. Auch weitere Maßnahmen seien in der Vorbereitung.
Parallel laufen die Vorbereitungen für die Boosterimpfungen. Für die kommende Woche werden die entsprechenden Impfempfehlungen erwartet, erklärt Spiegel. Das Land Vorarlberg will ab Mitte September zuerst Bewohner von Pflegeeinrichtungen und ab Oktober das Gesundheitspersonal das Angebot zur Auffrischung machen. Ab Oktober oder November werden Impfmöglichkeiten für die gesamte Bevölkerung in Arztordinationen und zusätzlich in Impfstraßen ausgerollt. Die Online-Anmeldemöglichkeit wird dafür noch im September in Aussicht gestellt.