Waches Auge auf illegale Schulen

Vorarlberg / 29.09.2021 • 19:07 Uhr
Mit dieser Anzeige auf seiner Homepage sucht der gekündigte Lehrer nach Räumlichkeiten für illegalen Unterricht.
Mit dieser Anzeige auf seiner Homepage sucht der gekündigte Lehrer nach Räumlichkeiten für illegalen Unterricht.

Gekündigter Poly-Lehrer wirbt für Unterrichtsgruppen außerhalb des Systems.

Bregenz Der Aufruf des wegen Maskenverweigerung entlassenen Poly-Lehrers ist unmissverständlich. Auf seiner Homepage bringt der Pädagoge seine Suche nach privaten Räumen „überall in Vorarlberg“ zur Kenntnis, und zwar für Gruppen mit acht bis zwölf Kindern zum Zweck des häuslichen Unterrichts (siehe Faksimile). Diese Unterrichtsgruppen sollen durch Eltern und Lehrer(innen) unterstützt werden. Dass sich diese Raumsuche verbunden mit der Bekanntgabe des damit verbundenen Zwecks vor dem aktuellen Hintergrund speziell an Eltern richtet, die ihre Kinder wegen der Coronamaßnahmen dem Unterricht an den öffentlichen Schulen entziehen, ist offensichtlich.

Die Initiative des Ex-Pädagogen nennt sich „Lebensschule Vorarlberg“. Sie ist laut eigenen Angaben eine private und unabhängige Initiative zur Unterstützung des häuslichen Unterrichts.

Erst nur Raumsuche

„Das ist ganz klar eine Ankündigung zur Gründung einer Privatschule“, bewertet Dr. Markus Juranek (62), Leiter der Präsidiale der Bildungsdirektion und als solcher oberster Schuljurist, diese Anzeige. Nach geltendem Privatschulgesetz ist ein solches Vorhaben ohne Erfüllung der dafür vorgeschriebenen Voraussetzungen gesetzeswidrig. „Aber“, schränkt Juranek ein, „dieses Vorhaben ist gegenwärtig noch nicht realisiert und nur ein Aufruf zur Suche von Räumlichkeiten. Eingreifen könnten wir erst, wenn eine solche nicht genehmigte Privatschule in Betrieb ist“, erklärt der Jurist.

Strategiesuche

Befasst mit der Angelegenheit ist mittlerweile die Bezirkshauptmannschaft Feldkirch, zuständig für den in Altach wohnhaften Lehrerrebell. „Eine solche Situation ist für uns neu. Wir müssen uns zuerst ein Bild von diesem Fall machen. Sicher ist, dass sich meine drei Kollegen von den anderen BHs und ich über das Thema illegale Privatschulen unterhalten und eine gemeinsame Vorgehensweise festlegen werden“, teilte der Feldkircher Bezirkshauptmann Herbert Burtscher den VN mit.

Befasst sei man bisher an der BH Feldkirch gelegentlich mit Verstößen gegen die Schulpflicht gewesen. „Das betrifft Eltern, die ihre Kinder in häuslichem Unterricht hatten und dort behalten wollten, obwohl die Kinder die Externistenprüfung nicht schafften und daher wieder an die Schule zurück mussten“, berichtet Burtscher.

353 Schüler weg von der Schule

An der Bildungsdirektion Vorarlberg möchte man verstärkt ein Auge auf versteckte Gründungen von Privatschulen werfen. Als eine solche gilt, wenn drei oder mehr nicht verschwisterte SchülerInnen gemeinsam als Vorbereitung für die Externistenprüfung unterrichtet werden.

„Es gibt bisher über den bekannten Fall hinaus verschiedene Hinweise auf die Gründung solcher Gruppen, aber nichts konkretes“, erzählt Jurist Juranek.

Derzeit sind 353 Schülerinnen und Schüler in Vorarlberg zum häuslichen Unterricht angemeldet. Das sind fast drei Mal so viel wie im letzten Jahr. Diese Schüler haben praktisch keinen Kontakt mehr zu ihrer Schule und müssen laut Vorgabe von ihren Eltern unterrichtet werden.

„Wir, alle vier Bezirkshauptmänner, werden eine gemeinsame Strategie festlegen.“