Vom Prinzip der Verunglimpfung

Vorarlberg / 19.10.2021 • 17:26 Uhr
Autorin Doris Knecht las in der Villa Lorünser aus ihrem neuesten Werk.<span class="copyright">OS</span>
Autorin Doris Knecht las in der Villa Lorünser aus ihrem neuesten Werk.OS

Auftakt zum Literaturherbst mit Doris Knecht.

Bludenz Am Montagabend fand in der Villa Lorünser der Start zum Bludenzer Literaturherbst statt. Zum Auftakt dieser fünf Leseabende umfassenden Veranstaltungsreihe konnte Kulturstadtrat Cenk Dogan mit Doris Knecht eine der führenden Autorinnen Vorarlbergs begrüßen.

Die lange Zeit vor allem durch ihre Kolumnen in „Falter“ oder „Profil“ sowie verschiedenen Tageszeitungen bekannt gewordene Autorin hatte 2011 mit „Gruber geht“ ihren ersten Roman präsentiert, von dessen großem Erfolg sie selbst überrascht gewesen sei. In der Folge präsentierte sie im Zwei-Jahres-Rhythmus weitere Romane, zuletzt 2021 „Die Nachricht“. Aus ihrem jüngsten Roman las Doris Knecht nun in der Villa Lorünser, und die zahlreich erschienenen Literaturfreunde wurden dabei mit einem sehr aktuellen Thema konfrontiert, von dem vor allem Frauen sehr oft betroffen sind.

Ruth, die Protagonistin des Romans, erhält vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes eine anonyme Nachricht, die ihr von der Untreue ihres tödlich verunglückten Mannes berichtet. Sie, die gerade erfolgreich begonnen hat, mit dem Alleinsein zurechtzukommen, wird dadurch in ihren Grundfesten erschüttert, zumal die Nachrichten auch an ihr Umfeld gesendet werden und in ihrer Diktion immer schärfer und gemeiner werden. Ruth wird zur Verfolgten, die mit dieser schwierigen Situation zurechtzukommen versucht.

Große Skepsis

In den vorgetragenen Passagen versuchte Doris Knecht, dem Publikum einen Einblick in die psychische Verfassung der Hauptfigur zu geben, vor allem ihre große Skepsis allen gegenüber aufzuzeigen. Ihre Verunsicherung zeigt sich auch in der bei der Lesung weitgehend ausgespart gebliebenen On-Off-Beziehung zu ihrem neuen Freund Simon.

Das Prinzip der Verunglimpfung sei prinzipiell nichts Neues, das habe sie schon in jungen Jahren als Kolumnistin am eigenen Leib verspüren müssen, erklärte Doris Knecht ihren Zugang zu diesem Thema, nur sei es heutzutage viel schlimmer, abwertender, weil anonym. Zwar könne man sich daran gewöhnen, werde aber – wie die Protagonistin – auch immer wieder davon eingeholt und aufs Neue damit konfrontiert.

Lust auf mehr geweckt

Die Zuhörer dieses Abends kamen jedenfalls voll auf ihre Rechnung, was auch die angeregten Gespräche mit der Autorin im Anschluss zeigten. Vor allem aber bekamen sie Lust auf den gesamten Text. Man darf gespannt sein auf die Fortsetzung dieser Veranstaltungsreihe, zumal sich der Salon in der Villa Lorünser als optimal für diesen Zweck herausstellte. OS