Tourismusgemeinde gondelt in eine ungewisse Zukunft

Vorarlberg / 26.10.2021 • 16:36 Uhr
Die Zukunft der Einhornbahn steht auf der Kippe. Im Gemeindeamt wird ein Neubau befürwortet, dafür braucht es aber zusätzliche Hotelbetten.<span class="copyright">VN/JS</span>
Die Zukunft der Einhornbahn steht auf der Kippe. Im Gemeindeamt wird ein Neubau befürwortet, dafür braucht es aber zusätzliche Hotelbetten.VN/JS

Touristische Millionenprojekte sorgen in Bürserberg für turbulente Zeiten und viel Diskussions- bzw. Zündstoff.

Bürserberg In Zeiten von umstrittenen Investorenprojekten und überdimensionalen Tourismusbauten gehen derzeit auch in Bürserberg die Wogen hoch. Auch hier dreht sich die Diskussion um geplante Investitionen in den Tourismus in Millionenhöhe. Seit einigen Monaten werden in der Tourismusgemeinde Überlegungen angestellt, die in die Jahre gekommene Einhornbahn I und II (Loischbahn) zu sanieren bzw. durch neue Anlagen zu ersetzen (die VN berichteten). Nachdem Bürgermeister Fridolin Plaickner in der jüngsten Gemeindevertretersitzung mit einem Antrag um Flächenwidmung abblitzte, ist die Lage in der Gemeinde mehr als angespannt. Heute, Mittwoch, findet in diesem Zusammenhang eine Informationsveranstaltung in der Feuerwehrgarage statt, bei der die Bevölkerung über den Projektstand informiert werden soll.

Gemeinde muss Geld lukrieren

Doch der Reihe nach: Da die aus dem Jahr 1972 stammende Einhornbahn ihrem Ende entgegensieht, sucht man in Bürserberg seit Längerem nach einer Alternative. Seitens der Bergbahnen Brandnertal wurde der Gemeinde bereits signalisiert, zwar die Einhornbahn II mitfinanzieren zu können, nicht aber die Einhornbahn I, die vom Dorf hinauf auf die Tschengla führt. Damit liegt der Ball bei der Gemeinde. Diese bekannte sich mit einem einstimmigen Beschluss in der Sitzung im Oktober des Vorjahres dazu, die Einhornbahn I mit dem Großprojekt Einhornbahn II erneuern zu wollen; vorausgesetzt der finanzielle Spielraum lässt dies zu. Genau das ist aber die Krux an der Sache.

22,8 Millionen Euro

Laut einer ersten Schätzung belaufen sich die Gesamtkosten für den Ersatz der Einhornbahn I auf insgesamt rund 22,8 Millionen Euro. Das Projekt würde demnach die Berg- und Talstation, die Seilbahntechnik, Hoch- und Tiefbau sowie eine Parkgarage für etwa 350 Pkw umfassen. Um die kostspielige Investition stemmen zu können, sollen in Bürserberg nicht weniger als 500 bis 600 zusätzliche Hotelbetten entstehen, so die Idee im Rathaus. „Durch die Mehreinnahmen wäre es möglich, einen großen Teil der Tilgung zu finanzieren. Des Weiteren wäre eine Parkraumbewirtschaftung im Bereich Tschengla und in der neuen Parkgarage beabsichtigt“, informiert Bürgermeister Friedolin Plaickner via Gemeindeblatt.

Der Zweiersessellift wurde 1972 gebaut.
Der Zweiersessellift wurde 1972 gebaut.

Drei Hotelstandorte

Im Zuge der Überlegungen stellte sich jedoch heraus, dass es sehr schwierig ist, im Dorf und auch auf der Tschengla geeignete Flächen für einen Hotelstandort zu mobilisieren. Schließlich wurden drei Standorte für mögliche Hotelprojekte definiert. Zum einen soll im Bereich des bestehenden Maisäßstalls auf der Tschengla eine neue Hotelanlage mit 250 bis 300 Betten entstehen. Des Weiteren ist die Zechner GmbH an einem Projekt im Ausmaß von rund 160 Betten im Bereich des Gemeindeamts interessiert. Zu guter Letzt könnte auch im Bereich Unterer Boden Ost ein Neubauprojekt mit etwa 240 Betten entstehen. „Hier ist der Grundbesitzer bereit, die gesamte Fläche für eine Hotelanlage zur Verfügung zu stellen“, schreibt Plaickner in der Gemeindeinfo und brachte demzufolge in der jüngsten Gemeindevertretersitzung den Antrag ein, besagte Fläche für einen touristischen Beherbergungsbetrieb ohne Ferienwohnungen zu widmen. Damit blitzte der Gemeindechef jedoch mit 5:7 Stimmen ab, womit nicht nur die Umsetzung des Hotelprojekts, sondern in weiterer Folge wohl auch die des Bahnprojekts mehr als fraglich zu sein scheint.

Gedankenaustausch mit Bürgern

Beim Informationsabend am heutigen Mittwoch um 19 Uhr in der Feuerwehrgarage sollen nun sowohl das Neubauprojekt Einhornbahn I und II sowie die Projektidee für das Hotel am Standort Boden Ost vorgestellt werden. Zudem ist die Bevölkerung dabei auch zum Gedankenaustausch zum Gesamtbild der geplanten Maßnahmen und der Dimension der Investitionen eingeladen.

Die Einhornbahn ist in die Jahre gekommen.
Die Einhornbahn ist in die Jahre gekommen.

Einhornbahn I

Baujahr 1972

Typ 2er-Sesselbahn fix geklemmt

Länge 1120 Meter

Höhenunterschied 286 Meter (von 914 auf 1200 Meter)

Geschwindigkeit 2 Meter pro Sekunde

Fahrzeit ca. 10 Minuten

Förderleistung 900 Personen pro Stunde