Übersaxen als Vorreiter der Nahversorgung

Vorarlberg / 02.11.2021 • 16:27 Uhr
Die guten Seelen des Dorfladens: Maria und Monika, zwei der Mitarbeiterinnen, mit Geschäftsführerin Sigrid Pfitscher.<span class="copyright">Egle</span>
Die guten Seelen des Dorfladens: Maria und Monika, zwei der Mitarbeiterinnen, mit Geschäftsführerin Sigrid Pfitscher.Egle

Seit über 120 Jahren betreibt der Konsumverein den Dorfladen.

Übersaxen Landesweit verschwinden immer mehr kleine und regionale Nahversorger von der Landkarte. In vielen Kommunen setzt man auf verschiedene Modelle zur Erhaltung der dörflichen Grundversorgung. Genossenschaften, Vereine oder Bürgerbeteiligungsmodelle mit Unterstützung aus dem Gemeindeamt werden zur Rettung der Dorfläden eingerichtet. In Übersaxen ist man in dieser Sache bereits seit vielen Jahrzehnten absoluter Vorreiter.

„ Das Herzstück“

Bereits im Jahr 1899 wurde der Konsumverein gegründet und eröffnete seinerzeit das erste Verkaufslokal. Seit 1972 existiert das heutige Geschäft gegenüber der Kirche. Vieles hat sich in den Jahren verändert, einiges ist aber geblieben. Nicht wie von vielen angenommen ist der örtliche Dorfladen etwa teurer als die große Konkurrenz, sondern – wenn ehrlich gerechnet und die Anfahrt mit berücksichtigt wird – sogar günstiger. Ohne Unterstützung seitens der Gemeinde, der sowohl Gebäude als auch Grundstück gehören, wäre ein wirtschaftlicher Betrieb aber nicht möglich. Bürgermeister Rainer Duelli steht vollkommen hinter der Einrichtung: „Übersaxen ohne Laden geht für mich nicht. Er ist das Herzstück des Dorfes, ein unbezahlbarer Mehrwert für die Bevölkerung und jeden Cent wert.“

Weitere Unterstützung erhält der Dorfladen Übersaxen vom Land, dem Handelspartner Spar und vom Verein Dorfladen, der sich zur Erhaltung der vielfältigen dörflichen Infrastruktur verpflichtet hat. Für den derzeitigen Konsumvereins-obmann Emil Pfitscher unabdingbare Partner, ohne die kein kostendeckender Betrieb möglich wäre: „Laut Studien braucht es dafür eine Bevölkerungszahl von mindestens 1000, Übersaxen hat gerade mal 600, wir sind also da-rauf angewiesen.“ Pfitscher betont neben der Bedeutung als dörflicher Nahversorger auch die soziale und wirtschaftliche Komponente. „Der Laden und die Kaffeeecke sind ein Treffpunkt, dazu kommen unsere Veranstaltungen am Vorplatz wie der Obst- und Gemüse- oder der Weihnachtsmarkt. Dazu beschäftigen wir acht Angestellte und sind damit einer der größten Arbeitgeber im Dorf.“ Aufgrund der sechs geöffneten Vormittage, zusätzlich gibt es am Freitag noch einen Abendverkauf, sind diese Stellen auch äußerst familienfreundlich, ergänzt Pfitscher. Er und seine weiteren Vereinsorgane organisieren den Hintergrund, um möglichst viel selbst zu erhalten. Dabei setzt man auf Nachhaltigkeit. Am Dach steht eine PV-Anlage und der Laden wird mit LED-Lichtern beleuchtet – beide Maßnahmen ergaben eine deutliche Senkung der Betriebskosten.

Seit 122 Jahren wird im Übersaxner Dorfladen eingekauft. Und noch ist kein Ende in Sicht.
Seit 122 Jahren wird im Übersaxner Dorfladen eingekauft. Und noch ist kein Ende in Sicht.

Bunt gemischte Kundschaft

Seit Kurzem steht vor dem Eingang als Serviceleistung für die Kunden ein Selbstbedienungsautomat mit Artikeln des täglichen Bedarfs. Das reguläre Angebot bietet ein Vollsortiment und unterscheidet sich grundsätzlich nicht von anderen Läden im Tal in vergleichbarer Größe. Darüber hinaus gibt es immer wieder saisonale Angebote von örtlichen Bauern oder dem Göfner Sunnahof. Das Tagesgeschäft betreibt die Gattin des Obmanns, Sigrid Pfitscher. Sie beschreibt die Kundschaft als bunt gemischt: Pensionisten, Schüler, Hausfrauen, aber auch viele zugezogene Familien, welche die Vorteile des eigenen Ladens vor der Haustür genießen. 122 Jahre nach seiner Gründung blickt der Übersaxner Dorfladen bzw. der Konsumverein weiter einer positiven Zukunft entgegen und sorgt tagtäglich für die Versorgung der örtlichen Bevölkerung. CEG

Obmann Emil Pfitscher am neuen Selbstbedienungsautomaten.
Obmann Emil Pfitscher am neuen Selbstbedienungsautomaten.