Aus dem Bezirksgericht: Falsches Spiel im Tankstellenshop

Bregenz „Aber da steckte doch keine Absicht dahinter“, erfrecht sich der 45-jährige Angeklagte angesichts der Vorwürfe vor dem Bregenzer Bezirksrichter Christian Röthlin. Doch dieser entgegnet unbeirrt mit schlagkräftigen Beweisen. Aufgezeichnet von der Videokamera eines Tankstellenshops. Dort, wo der Beschuldigte zwei Monate als Verkäufer arbeitete. Und dabei sein Gehalt auf eine etwas unredliche Art und Weise aufbesserte. Am laufenden Band, heimlich und ohne Skrupel.

Da wird der Richter konkret: „Auf den Videos ist eindeutig zu sehen, wie Sie sie sich von den Kunden bezahlen ließen. Danach stornierten Sie die Rechnungen. Das vier Mal innerhalb nur einer halben Stunde. Am nächsten Tag dasselbe. Und am darauffolgenden Tag schon wieder da gleiche Spiel“, spricht Röthlin lediglich jene Aufzeichnungen an, die auch ausgewertet worden sind.

„Doch nichts Großes“

„Ja, aber das waren doch nur ab und zu mal irgendwelche kleine Sachen, nichts Großes“, entgegnet der Beschuldigte. „Mal eine Red Bull-Dose, mal eine Cola, mal ein Croissant“, versucht der 45-Jährige seine angeblich „unabsichtlichen“ Stornierungen weiterhin zu bagatellisieren.

„Aber auf keinen Fall kamen da 8000 Euro zusammen, wie der Chef behauptet!“, setzt er empört fort, „und im Übrigen hat er mir diesen Betrag bereits vom Lohn abgezogen . . .“

Der Richter spricht jedoch von einem anderen, tatsächlich entstandenen Schadensbetrag, beziffert mit „nur“ 1600 Euro. „Für mich besteht kein Zweifel, dass Sie vorsätzlich Einnahmen an der Kassa veruntreut haben“, betont Röthlin und fällt den Schuldspruch. Der 45-Jährige wird wegen Veruntreuung zu einer Geldstrafe in Höhe von 400 Euro in hundert Tagessätzen verdonnert. Den Schadensbetrag von 1600 Euro muss er auch ersetzen. Da schwenkt der Verurteilte plötzlich um, zeigt Reue („ich bessere mich und mache sowas nicht mehr“) und ist mit der richterlichen Entscheidung einverstanden.