Serbisches Ehepaar wegen Menschenhandel verurteilt

Vorarlberg / 12.11.2021 • 09:00 Uhr
Serbisches Ehepaar wegen Menschenhandel verurteilt
Richter Martin Mitteregger verurteilt den Erstangeklagten zu 18 Monaten unbedingt, seine Ehefrau zu 15 Monaten, fünf davon unbedingt. ec

Armutsgefährdete Frauen erhofften sich faires Entgelt, doch sie schufteten für einen Hungerlohn.

Feldkirch Der Prozess dauerte einen ganzen Tag, detaillierte Einvernahmen waren notwendig. Ursprünglich standen vier ausgebeutete Opfer im Zentrum. Weil zwei der Serbinnen aber nicht mehr auffindbar waren, ging es in dem mehrstündigen Prozess nurmehr um zwei Frauen. Für eine der beiden Arbeitskräfte organisierte der 50-jährige, fünffach Vorbestrafte die Busfahrt aus ihrer Heimat nach Vorarlberg. Er empfing sie und ließ sie bei sich wohnen. Die zweite Putzkraft kam selbständig ins Land. Faires Einkommen und kostenfreie Unterkunft – so die Erwartung der zwei Landsleute. Doch es kam anders. Zwei Jahre lang schufteten die illegal in Österreich aufhältigen Arbeiterinnen bis zu 13 Stunden pro Tag. 700 Euro gab es dafür pro Monat. Für Essen und Logis behielt ihr Boss, der sie an diverse Putzfirmen vermittelte, vereinbarungswidrig Geld ein.

Menschenunwürdige Verhältnisse

„Wir bekamen abgelaufene Lebensmittel zu essen, hatten selbst kein Geld um etwas zu kaufen. Er behielt alles ein und wir mussten um Geld betteln“, erzählte eine Zeugin. Auch die andere beschreibt das Ehepaar als skrupellose Ausbeuter. Auch im Urlaub und am Wochenende mussten sie putzen. Die Chefin, die 52-jährige Serbin, drohte, falls die Frauen über die wahren Arbeitsbedingungen reden sollten, würden ihre Häuser in Serbien brennen. Das wurde der Zweitangeklagten zusätzlich als Nötigung angelastet. Richter Martin Mitteregger verurteilt den Erstangeklagten zu 18 Monaten unbedingt, seine Ehefrau zu 15 Monaten, fünf davon unbedingt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, das Ehepaar will die Entscheidung bekämpfen.