Warum in Handel und Gastronomie für einmal der Umsatz nicht das Wichtigste ist

Vorarlberg / 13.12.2021 • 19:00 Uhr
Warum in Handel und Gastronomie für einmal der Umsatz nicht das Wichtigste ist

Glückliche Gesichter bei Wirten, Verkäufern und Kunden. Alle genossen die neue Freiheit.

Dornbirn Dornbirn Innenstadt am Montag, den 13. Dezember 2021. Kein Menschengewusel am Marktplatz wie noch in unschuldigen Vorweihnachtszeiten früherer Jahre, die Stände des Weihnachtsmarktes sind menschenleer. Aber abseits davon herrscht doch etwas Leben. Shopper mit Einkaufstaschen huschen aneinander vorbei. Und im San Marco, mitten im Zentrum, herrscht endlich wieder Betrieb. Es ist 11.45. “Gewöhnlich ist das Lokal um diese Zeit schon fast voll. Heute noch nicht”, sagt Geschäftsführer Agron Saiti. Er jammert nicht. Im Gegenteil. “Wir sind froh, wieder offen haben zu dürfen. Die Stammgäste lassen uns nicht im Stich.”

Weihnachtseinkäufe und danach einkehren in einem Dornbirner Innenstadtlokal. Für Johann und Anni Aber ist die Welt nach Ende des Lockdown in Ordnung. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Weihnachtseinkäufe und danach einkehren in einem Dornbirner Innenstadtlokal. Für Johann und Anni Aber ist die Welt nach Ende des Lockdown in Ordnung. VN/Paulitsch

Am ersten Tag des Lockdown kehren auch Anni und Johann Aber (beide 70) im San Marco ein. “Wir kommen immer wieder gern hierher. Wir waren einkaufen. Und jetzt eben einkehren. Ein schönes Gefühl, das wieder zu dürfen”, sagt Anni.

Gemeinsam durch

Einen Steinwurf entfernt im Kosmetik- und Fußpflegesalon Le Duigou. Auch dort kriegt man im Laden zwar keine Platzangst, trifft aber auf freundliches Personal. Filialleiterin Ulrike Blum bedient gerade ihre Tante Isabella. “Wir freuen und so, endlich wieder Kunden vor Ort beraten zu dürfen”, drückt Ulrike Blum ihren Gemütszustand aus. Sekundiert wird sie von ihrer Tante. “Es ist einfach schön. Alle Geschäfte rund um uns herum haben wie wir unter der Situation gelitten. Wir haben uns aber gegenseitig Mut zugesprochen und freuen uns jetzt auch gemeinsam über die Wiedereröffnung.” Auf den Umsatz achte man derzeit gar nicht so. “Dass wir circa 50 Prozent Einbußen haben, lässt sich ja nicht mehr rückgängig machen. Wir freuen uns, dass wir wieder persönlich für unsere vielen Stammkunden da sein können. Die Online-Kommunikation ist einfach nie und nimmer dasselbe.”

“Wir freuen uns, dass wir wieder persönlich für unsere vielen Stammkunden da sein können.

Isabella Blum, Le Duigou Dornbirn
Ulrike Blum, Isabella Blum und Julia Gorny (v.l.) im Le Duigou in Dornbirn.  Sie freuten sich alle auf ihre Kunden. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Ulrike Blum, Isabella Blum und Julia Gorny (v.l.) im Le Duigou in Dornbirn. Sie freuten sich alle auf ihre Kunden. VN/Paulitsch

Alle lächeln

Zufrieden ist man mit dem ersten Vormittag in neuer Freiheit im Ecco Shoe Store schräg vis-a-vis vom Le Duigou in der Schulgasse. “Gleich in der Früh kamen viele Leute ins Geschäft. Da war echt was los”, erzählt Verkäuferin Nadine Volz. Jetzt, gegen halb eins Mittag, ist nur Cihan Usta im Geschäft. Er kauft sich Winterschuhe. “Ich brauche dafür ein Geschäft, will probieren und beraten werden”, erklärt der Kunde, während er sich einen Schuh anzieht. Dina Schlichting ist in ihrem Element. “Heute ist ein ganz besonderer Tag. Sowohl die Kundschaften als auch wir Verkäuferinnen lächeln permanent. In einer gewöhnlichen Vorweihnachtszeit mit viel Stress gäbe es so etwas nicht.”

Die Freunde als Sicherheit

Beste Laune und Ausgelassenheit herrscht auch beim Friseur Gülti in der Mozartstraße. “Wir haben an einem Montag sonst nie offen”, berichtet der gleichnamige Chef. “Aber in einer solchen Situation in dieser Zeit wollten wir einfach auch am Montag zur Verfügung stehen.” Nadine Volz ist eine der Kundinnen an diesem besonderen Tag. “Ich lass mir jetzt die Weihnachtsfrisur machen”, teilt sie mit. Dafür zuständig ist Lara, die Tochter des Chefs. Dieser verpasst den beiden Söhnen Volz’ einen flotten Schnitt. Einschüchtern lassen will man sich von der Coronakrise im Friseurladen nicht. “Wir haben ja unsere Stammkunden”, betont Gülti. “Ach was”, ergänzt er und setzt noch einen drauf. “Das sind nicht unsere Stammkunden, sondern unser Freunde. Und wenn du Freunde hast, muss dir nicht bange sein.”

Lara Dülge verhilft Nadine Volz zu ihrer Weihnachtsfrisur. Sowohl Friseurin als auch Kundin sind glücklich, dass der Lockdown bei den Dienstleistern vorbei ist. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Lara Dülge verhilft Nadine Volz zu ihrer Weihnachtsfrisur. Sowohl Friseurin als auch Kundin sind glücklich, dass der Lockdown bei den Dienstleistern vorbei ist. VN/Paulitsch