Krise schlägt Jugend auf die Seele

Vorarlberg / 20.02.2022 • 17:58 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Neues Projekt im Anlaufen. Psychologen im Land bereits startklar.

Schwarzach Studien haben es schon mehrfach bestätigt: Die Pandemie hat Kinder und Jugendliche besonders belastet. Zahlreiche Aktivitäten mussten eingeschränkt werden oder fielen ganz weg, soziale Kontakte waren nur noch schwer möglich, und selbst die Schule blieb vielen verschlossen. Das schlug auf die Psyche. Das Projekt „Gesund aus der Krise“ soll Betroffenen jetzt einen unkomplizierten, niederschwelligen und kostenlosen Zugang zur klinisch-psychologischen, gesundheitspsychologischen und psychotherapeutischen Beratung sowie Behandlung ermöglichen. Dafür stellt der Bund 12,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Zu spät informiert

Auch die klinischen Psychologinnen und Psychologen in Vorarlberg sind gerüstet. Der Pool umfasst neun Psychologen. „Wir könnten sofort starten“, bestätigt Alexandra Wucher, Vorstandsmitglied des Landesverbandes. Sie hofft, dass es wenigstens diesmal funktioniert. Von der Aktion „Wir stärken Stärken“, die im Mai 2021 bundesweit anlief, kann Wucher das nicht behaupten. „Wir haben erst im Oktober davon erfahren“, ärgert sie sich. Zwar wurde auf die Schnelle noch ein Pool von Psychologen aufgestellt, letztlich profitierten jedoch nur fünf Kinder von diesem Angebot. Das Kontingent wären 38 Kinder gewesen. Nun soll der vorhandene Psychologenpool beim neuen Projekt ran. Es wird voraussichtlich Ende März starten.

Bis dahin läuft „Wir stärken Stärken“ aus. Alexandra Wucher bedauert, dass es für Vorarlberg zu spät kam: „Eine Projektzeit mit Behandlungsbeginn von November bis Jänner, auch wenn bis März endbehandelt werden kann, ist eindeutig zu kurz.“ Da nutze auch ein hohes Kontingent wenig. Zusammen mit dem Land versuchten die Psychologen noch zu retten, was zu retten war. Gemeinsam wurde eine Initiative gestartet und ein vernetztes Angebot für dieselbe Zielgruppe auf die Beine gestellt. Einbezogen waren auch zwei soziale Einrichtungen. „Bis dato konnten damit mehr als 40 Kinder und Jugendliche unterstützt werden“, freut sich Wucher.

Ansprechpartner

Das Projekt „Gesund durch die Krise“ richtet sich an Kinder und Jugendliche bis 22 Jahren. Es soll über die Regelversorgung hinaus Unterstützungsmöglichkeiten bieten. Das Projekt zur Bewältigung der psychischen Folgen der Pandemie hat der Ministerrat bereits im vergangenen Jahr bewilligt. Eingebunden ist der Berufsverband für Psychotherapie und der Berufsverband der österreichischen Psychologinnen und Psychologen (BÖP). In den Bildungseinrichtungen sind die Schulpsychologen erste Ansprechpartner. Der Zugang zur Hilfe soll schnell und unkompliziert erfolgen. Die jungen Menschen müssen sich demzufolge weder um einen Therapieplatz noch um die Kostenerstattung kümmern. Es werde eine einzige Hotline geben, von der man an die Beratungs- und Behandlungsstellen verwiesen werde, ließ die Bundesregierung verlauten.

In einem ersten Schritt ist die Betreuung von rund 7500 Mädchen und Burschen geplant. Nach einer Abklärung durch den BÖP, der als Service- und Ansprechstelle agiert, erhalten die Betroffenen einen Behandlungsgutschein. Die im Vorarlberg-Pool vertretenen klinischen Psychologen warten nur noch auf die Details, denn, wie von Alexandra Wucher bekräftigt: „Wir können anfangen.“

In Anbetracht der enormen Problematik würden sie das lieber heute als morgen tun. VN-MM

„Von der Aktion ‚Wir stärken Stärken‘ haben wir erst im Oktober erfahren. Das war viel zu spät.“

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