Kein Regen für das Land. So schlimm ist es bereits

Ausläufer des Alten Rheins völlig ausgetrocknet. Landwirte werden langsam unruhig.
Lustenau, Bregenz Richard Golderer (82) blickt auf dem Radweg bei den Schrebergärten am Alten Rhein nahe der Widnauer Grenze entgeistert den Hang hinunter. “Dort unten ist gewöhnlich Wasser, wo sich Schwäne und Enten tummeln und auch viele Fische vorkommen. Und jetzt schaut’s so aus.”
Zu sehen ist ein durch die noch vorhandene Feuchtigkeit geschwärzter Erdboden, rundum Schilf. Erst weiter Richtung Westen gibt es wieder Wasser. “Dorthin haben sich die Tiere wohl alle noch gerettet”, sagt Golderer.

Stabile Wetterphasen
Die Schrebergärtler sind von der Wasserknappheit noch nicht betroffen. “Früher hat man das Wasser noch aus dem Alten Rhein geholt, aber jetzt verfügen die meisten hier über Brunnen”, erklärt Golderer. Trotzdem können sich alteingesessene Schrebergärtler und auch langjährige Spaziergänger nicht daran erinnern, dass der Alte Rhein auf Höhe der Schrebergärten einmal gänzlich verschwunden wäre.
Der ausbleibende Regen (20 Prozent weniger in diesem Jahr im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Vorjahres) stößt in der Landwirtschaft zwar auf wachsendes Unbehagen, löst aber noch keine Panik aus. “Wir haben mit dem Problem zu kämpfen, dass es immer häufiger stabile Wetterphasen gibt. Das heißt: Es bleibt entweder sehr lange trocken, oder es regnet sehr lange sehr viel”, beschreibt Harald Rammel (54), bei der Landwirtschaftskammer für den Gemüsebau zuständig, die klimatischen Veränderungen.

Hoffen auf Wetterumschwung
Immer mehr Landwirte haben deshalb Bewässerungseinrichtungen installiert. Diese können sie derzeit gut gebrauchen. “30 bis 40 Zentimeter unter der Oberfläche ist es total trocken. Mit Grundwasser sind wir dann aber ausreichend versorgt”, sagt Rammel. Die Hoffnung auf Regen lebt beim Experten. “Für Ende kommender Woche ist ein Wetterumschwung angesagt. Dann sollte es regnen.”
“30 bis 40 Zentimeter unter der Oberfläche ist es derzeit total trocken. Grundwasser gibt es ausreichend.”
Harald Rammel, Landwirtschaftskammer, Gemüsebau
Gärtnermeister Reinhard Brunner weist darauf hin, dass während der vorherrschenden Trockenheit frisch gepflanzte Sträucher und Bäume unbedingt gegossen werden müssen. “Am besten einmal wöchentlich. Und dann sehr ausgiebig.” Eine ordentliche Menge Wasser würden auch Rasenflächen vertragen.
Immerhin sei es um die allgemeine Entwicklung der Vegetation gut bestellt, sagt Brunner. “Nach dem milden Februar war zu befürchten, dass alles zu schnell kommt. Aber durch den kalten März mit den Frösten in der Nacht hat sich die Entwicklung verlangsamt. Das ist gut.”

Seit vier Wochen kein richtiger Regen
Bezüglich der Pegelstände der größeren Gewässer im Land macht sich Thomas Blank, Leiter der Wasserwirtschaft Vorarlberg, noch keine Sorgen. “Der Bodensee liegt aktuell neun Zentimeter unter dem Durchschnittswert und auch bei den Abflüssen anderer Gewässer sind keine auffälligen Werte zu verzeichnen.”
Einen richtigen Niederschlag gab es jedoch seit dem 25. Februar nicht mehr. Nur am 17. März fielen ein paar Tropfen.