Ideale Voraussetzungen für Ärztenachwuchs der Marke Eigenbau

Vorarlberg / 29.03.2022 • 05:00 Uhr
Ideale Voraussetzungen für Ärztenachwuchs der Marke Eigenbau
Das Salvatorkolleg in Hörbranz wird von den Initiatoren als Standort für Vorarlberg präferiert.  VN/Steurer
 

Georg Posch und Hans Concin vom aks nehmen zu den Plänen einer privaten MedUni in Vorarlberg Stellung.

Bregenz Die Sorge um den Ärztenachwuchs speziell im niedergelassenen Bereich geht auch im Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) um.

In den nächsten 10 Jahren erreichen rund 350 Mediziner das Pensionsalter. „Das ist mehr als die Hälfte“, verdeutlicht aks-Geschäftsführer Georg Posch. Das bedeutet, dass 35 bis 40 zusätzliche Ärzte pro Jahr nötig sind. Die Lösung aus aks-Sicht ist eine private Medizin-Universität im Verbund mit einer bestehenden. Studenten sollen über ein Stipendium an das Land gebunden werden.

Es gab schon vor zehn Jahren ähnliche Ambitionen. Warum soll es diesmal klappen?

Concin Die Fakten sind klar. Wir wissen, wie viele Ärzte die nächsten zehn Jahre fehlen werden und dass wir nicht mehr Vorarlberger Studenten an die öffentlichen Universitäten bekommen. Vorarlberg hat durch seine Randposition innerhalb von Österreich und der massiven Konkurrenz durch Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein ohnehin schon die niedrigste Ärztedichte österreichweit. Somit ist die einzige Möglichkeit der private Weg. Durch Investitionen des Landes ist auch bereits Wissenschaft auf hohem Niveau vorhanden. Damit wäre ein wesentlicher Knackpunkt, an dem viele Privatuniversitäten scheitern, schon ausgeräumt.

Kann ein verlässlicher Zugang für Vorarlberger Studenten gewährleistet werden?

Posch Die privaten Universitäten haben die Möglichkeit, in der Endauswahl variabler zu agieren. Natürlich müssen genügend Vorarlberger in die Endauswahl kommen, und wir müssen genug Vorarlberger motivieren, dass sie sich bewerben.

Woher soll das Geld für eine private MedUni kommen?

Posch Wir sind gerade intensiv dabei, den Businessplan nochmals genau anzuschauen bzw. zu aktualisieren. Es wurde damals vonseiten des Landes viel Vorarbeit geleistet. Diese Unterlagen wurden uns zur Verfügung gestellt, und wir sind jetzt dabei, alles auf den aktuellen Stand zu bringen. Im ersten Wurf schaut es nicht schlecht aus, aber es ist natürlich immer die Frage, wie viel Geld man in die Hand nehmen oder wie man ein Stipendiensystem aufbauen und gestalten will.

Concin Für die Forschung ist eine Universität ein enormer Ansporn, sogenannte Drittmittel bereitzustellen. Ich bin überzeugt, dass sich damit Drittmittel vermehrt akquirieren lassen. Zudem werden ausländische Studenten mit ihren Studiengebühren eine MedUni ganz wesentlich mitfinanzieren. Die Sigmund-Freud-Universität in Wien etwa wird zu 90 Prozent über Studiengebühren finanziert.

Ist der Bodenseeraum attraktiv genug?

Concin Ich denke, es gibt kaum eine attraktivere Region. Wir haben den Bodensee, die Berge, Krankenhäuser, Ärzte, wissenschaftlich arbeitende Einrichtungen: also ideale Voraussetzungen.

Wie steht es um die Ausbildung in den Spitälern? Absolventen zu produzieren allein wird nichts nützen…

Concin Keine Frage, dass dann natürlich Vorarlberger zunächst einmal Vorrang haben werden. Dagegen gibt es auch keinen Einwand. Derzeit bilden wir relativ viele Ärzte aus anderen Bundesländern aus, die nur teilweise im Land bleiben

Gab es schon Gespräche mit Systempartnern?

Posch Wir wollten zuerst die Meinung von oberster Stelle, also der Landesregierung, abholen. Dann haben wir geschaut, ob das, was wir da andenken, überhaupt realistisch und wirtschaftlich ist. Im nächsten Schritt werden wir mit den Systempartnern reden.

Was sagen die Protagonisten von damals? Wäre die Zeit jetzt reif für eine private MedUni?

Concin Wir rennen offene Türen ein. Wo immer wir das Thema antippen, sind die Reaktionen positiv. Ich glaube, es ist für alle einleuchtend und klar, dass das Projekt kommen muss. Mit den Protagonisten von damals haben wir Kontakt aufgenommen. Auch da wären alle begeistert, wenn es mit zehnjähriger Verspätung doch noch etwas werden würde. Vielleicht ist die Zeit jetzt wirklich reif.

Gibt es bereits einen konkreten Fahrplan für die Umsetzung?

Posch Das ist zwar noch verfrüht, aber vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, im Herbst 2023 in einer Kooperation mit einer der anderen privaten Universitäten schon mit dem Bachelor zu beginnen. Das heißt, dass Vorarlberger Studierende zumindest diese Ausbildung schon absolvieren können, und wir dann drei Jahre Zeit haben, die Universität in Vorarlberg aufzubauen. Wir sind intensiv mit Landesabteilungen in Kontakt und wollen bis Juni einen konkreten Plan vorlegen.

Wie sieht es mit der Aufnahmeprüfung aus?

Concin Die staatliche Aufnahmeprüfung ist keine gute Lösung, da sie die soziale Kompetenz nicht erfasst. Die Prüfung für die private MedUni wird völlig anders. Da wird nicht Medizin, sondern Arzt studiert. Also weniger technisch und mehr praxisorientiert.