Elite-Uni soll nach Dornbirn kommen

Interview mit LH Markus Wallner (54) und Marc Mächler (52), Regierungspräsident St. Gallen
Bregenz Rund zehn Millionen Euro will das Land in den kommenden zehn Jahren in eine Zusammenarbeit mit der Hochschule St. Gallen (HSG) investieren.
Ein erster Schritt wurde mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen Landeshauptmann Markus Wallner und Regierungspräsident Marc Mächler am Dienstag im Landhaus gesetzt. Etwas verwundert zeigte sich der Schweizer Gast über das strikte Tragen von FFP-2-Masken. Seine Meinung dazu: „Das muss jedes Land für sich entscheiden.“
Wir sprechen heute über verbindende Themen. Wo es noch nicht klappt, ist die S 18. Haben Sie die Hoffnung aufgegeben, dass es überhaupt noch etwas wird mit der Autobahnverbindung?
Mächler: Die Hoffnung sicher nicht. Die würde zuletzt sterben, denn diese Verbindung ist notwendig. Als ich mit dem Auto herüberkam, gab es bis zur Schweizer Grenze kein Verkehrsproblem, dann waren wir über der Grenze und hatten eines. Es ist aus meiner Sicht offensichtlich, dass etwas geschehen muss, auch im Interesse der Bevölkerung. Deshalb setze ich stark darauf, dass dieser Anschluss in St. Margreten irgendwann gebaut wird.
Die österreichische Klimaministerin hat vergangene Woche eine Prüfung von Alternativen angekündigt. Da liegt ein besonderer Fokus auf der Verbindung Diepoldsau-Widnau. Wäre das eine aus St. Galler Perspektive denkbare Option?
Mächler: Nein, das ist kein adäquater Anschluss. Wir brauchen primär einen Anschluss zwischen den Autobahnen, und der muss auf Höhe St. Margreten erfolgen. Die Verbindung auf Höhe Diepoldsau ist eine regionale, die wäre zusätzlich gut, keine Frage, weil wir beides benötigen, aber sie ersetzt ganz sicher nicht die nördlichere Verbindung von St. Margreten zur A 14. Deshalb freut es mich, dass Vorarlberg mit Nachdruck fordert, dass endlich gebaut wird.
Herr Landeshauptmann, wie können Sie mit den Schweizern gemeinsam vorgehen, um doch noch ans Ziel zu kommen?
Wallner: Zum einen muss man in Richtung der Ministerin sagen, dass es sich um ein langjähriges Anliegen eines Bundeslandes handelt, und ich verlange einfach einen sachlich korrekten und respektvollen Umgang mit der gesamten Thematik. Das heißt, dass man alle Planungen, die es bislang gab, in die Überlegungen miteinbezieht. Dass der Kanton St. Gallen erst jetzt in eine Arbeitsgruppe einberufen wurde, ist lächerlich.
Bei der Kooperation mit der HSG geht es schneller. Zumindest eine Absichtserklärung wurde schon unterschrieben. Bis wann könnte ein HSG-Institut in Vorarlberg stehen?
Mächler: Wir haben mit der Absichtserklärung jetzt einmal die politische Bekundung geleistet. Es wird zeitnah auch eine Absichtserklärung zwischen der Universität und dem Land Vorarlberg geben. Dann lässt sich relativ rasch auch die Frage des Instituts klären. Ich bin zuversichtlich, dass die zweite Absichtserklärung noch vor den Sommerferien kommt.
Wallner: Wir gehen ebenfalls davon aus, dass wir vor dem Sommer noch mit der Uni St. Gallen einig werden. Es ist geplant, im Lauf des Mai einen Beschluss des Universitätsrats herbeizuführen. Diese Vereinbarung wird eine sehr konkrete sein. Da geht es schon um die Anzahl von Professorenstellen, um die Frage, wie viel Geld wir investieren, und es geht um Drittmittel. Im Hintergrund ist das im Land schon vorbereitet. Der nächste geplante Schritt wäre die Ausschreibung von zwei Professorenstellen. Insgesamt sollen zehn Professorenstellen in der Region verwirklicht werden, zwei davon in einem eigenen Institut in Vorarlberg.
Die HSG ist so etwas wie das Filetstück des Bildungswesens im Kanton St. Gallen. Warum ist Vorarlberg interessant für die HSG?
Mächler: Ich hoffe, dass es vertiefende Weiterentwicklungen gibt und es nach zehn Jahren nicht fertig ist. Ich glaube, das hilft letztlich auch der Universität. Die Präsenz in einem EU-Land ist für die Schweiz aktuell ebenfalls von einer gewissen Relevanz.
Wer kann von wem mehr lernen?
Mächler: Vorarlberg mit einer starken Wirtschaft, die Ostschweiz mit einer starken Industrie: Wir können beide nur gewinnen. Spitzenforschung darf nicht an Grenzen aufhören.
Wallner: Wir haben eine ähnliche Wirtschaftsstruktur und es sind die gleichen Anforderungen. Wir kämpfen um Fachkräfte und um Forschung. Alle Standortanalysen zeigen, dass wir ein sehr starker Standort sind, ein ausgesprochen gutes Fachkräftepotenzial haben, aber im Bereich der öffentlichen Forschung können wir noch mehr tun. Es steht uns gut zu Gesicht, wenn wir mit der Wirtschaft jährlich eine Million Euro in den Forschungsbereich investieren.
Das Interview führten Marlies Mohr und Gerold Riedmann.