Darum fürchten sich die Landwirte heuer kaum vor…

Vorarlberg / 24.04.2022 • 05:00 Uhr
Darum fürchten sich die Landwirte heuer kaum vor...
Die Gefahr durch Feuerbrand ist bei den derzeit vorherrschenden klimatischen Bedingungen nicht gegeben. VN/Steurer

Feuerbrand und Frost. Im Obstbau scheint man heuer den zwei Todfeinden zu entkommen.

Höchst, Fraxern. „Für Frostschäden ist es nicht kalt genug, für den Feuerbrand nicht warm genug und für schädlichen Pilzbefall nicht nass genug.“ Einen erfreulicheren Zwischenstand über die aktuellen Entwicklungen im Obstbau könnte Experte Ulrich Höfert von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg gar nicht abgeben.

Alljährlich greift um diese Jahreszeit bei den Obstbauern das große Zittern um sich. Da ist zum einen die Gefahr durch plötzlich einfallende Fröste, die die Blüten erfrieren lassen und damit die Ernte zerstören. Zum anderen lauert die Gefahr durch den Feuerbrand. Ist es in der Zeit der Blüte der Obstbäume zu warm und zu feucht, so findet das Bakterium ideale Bedingungen vor und rafft die Äpfel und Birnen dahin.

2007 und 2017

Als Mahnmale des Schreckens für die nur einmal im Jahr ernten könnenden Obstbauern dienen die Jahre 2007 und 2017. 2007 trat der Feuerbrand so stark wie noch nie auf, brachte einige Obstbauern mit seinem Vernichtungsfeldzug in Existenzgefahr. 2017 kam die Katastrophe vor allem in der Nacht vom 19. auf den 20. April. Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt zerstörten in wenigen Stunden praktisch die gesamte Obsternte in Vorarlberg.

F & F, Frost und Feuerbrand scheinen zumindest heuer ihren Schrecken verloren zu haben. Nur einmal, von Ostersonntag auf Ostermontag, schaltete Obstbauer Jens Blum die Frostberegnung ein. „Es hatte minus 2,3 Grad. Vielleicht wäre es auch ohne Frostberegnung gegangen“, erzählt Blum.

Frostberegnung von Obstkulturen sorgt für bizarre Eislandschaften. Diese Art des Frostschutzes war heuer kaum notwendig. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Frostberegnung von Obstkulturen sorgt für bizarre Eislandschaften. Diese Art des Frostschutzes war heuer kaum notwendig. VN/Paulitsch

Günstige Prognosen

Auch vom Feuerbrand drohte bisher überhaupt keine Gefahr. „Wir haben ja kaum 20 Grad erreicht, und erst darüber würde es gefährlich“, freut sich Blum.

Laut Ulrich Höfert von der Landwirtschaftskammer hält die Obstblüte noch circa zwei Wochen an. Birnbäume blühen früher als Apfelbäume, erstere sind zum Teil schon verblüht. „Und die Wetterprognosen bis Ende kommender Woche sagen keine wesentliche Erwärmung voraus. Es schaut nicht schlecht aus.“ Echte Feuerbrandgefahr herrscht erst ab 22 Grad.

Die Wetterprognosen bis Ende kommender Woche sind so, dass es wohl keine Feuerbrandgefahr geben wird.

Ulrich Höfert, Landwirtschaftskammer

Vorfreude auf Kriasi

Nach dem Nahezu-Totalausfall im Vorjahr atmet man auch im Kirschendorf Fraxern auf. “Von schädlichen Frösten blieben wir bisher verschont. Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch einer kommt“, sagt Bertram Nachbaur. Da die Kirschblüten durch Feuerbrand nicht gefährdet sind, bleiben derzeit nur mögliche Pilzerkrankungen als Bedrohung. Aber auch diesbezüglich gibt es vorerst Entwarnung. Grund: Es gab kaum Regen, daher auch kaum Pilze. „Nur der Bienenflug hätte besser sein können“, berichtet Nachbaur.

Von sicheren Ernten wollen die Landwirte dennoch nicht sprechen. Wer weiß, was unerwartete Wetterextreme vielleicht doch noch anrichten können.