Wie die Pipeline zum beliebten Badestrand wurde

Vorarlberg / 19.05.2022 • 15:21 Uhr
Wie die Pipeline zum beliebten Badestrand wurde

Badestrand mit Geschichte: Pipeline in Bregenz hat bis heute eine eingeschworene Fangemeinde.

BREGENZ Es ist ein Badetag wie so viele für Edmund Hrach. Der 63-jährige Bregenzer gilt als Urgestein an der Pipeline. Auf einer Bank hat es sich der Pensionist gemütlich gemacht, das Badetuch ausgelegt, die Kühltasche in Griffweite. Seit 30 Jahren kommt Hrach an praktisch jedem Badetag hierher. „Wieso sollte ich in ein Freibad gehen, wenn uns hier der Bodensee kostenlos zu Füßen liegt“, sagt er. Längst ist der Strandabschnitt für viele wie ein zweites Zuhause. „Man trifft immer dieselben Gesichter, kommt zusammen und unterhält sich.“

Edmund Hrach ist Stammgast an der Pipeline. Er kommt seit 30 Jahren regelmäßig zum Baden. <span class="copyright">VN/Hartmann</span>
Edmund Hrach ist Stammgast an der Pipeline. Er kommt seit 30 Jahren regelmäßig zum Baden. VN/Hartmann

Bilder in den Archiven, aufgenommen von Pressefotograf Oskar Spang im Sommer 1960, dokumentieren die schon damals große Beliebtheit des Uferbereichs an den Gleisen. Pipeline gab es da noch gar keine. Die Leitung wurde nach einer Bauzeit von drei Jahren 1964 fertiggestellt. „Schon bald nach ihrem Bau wurde die Pipeline ein beliebter und im Nahbereich der ehemaligen Militärschwimmschule geradezu trendiger Badeort“, beschreibt Stadtarchivar Thomas Klagian.

Wie die Pipeline zum beliebten Badestrand wurde
Aufnahmen von Oskar Spang aus dem Jahr 1960 (Vorarlberger Landesbibliothek) dokumentieren die schon damals große Beliebtheit des Ufers.

Historiker Klagian hat sich mit dem Baden in Alt-Bregenz auseinandergesetzt. Vermutlich sei schon immer in Bregenz gebadet worden, nachweislich seit dem 17. Jahrhundert, wie aus Unterlagen der Stadtvertretung hervorgeht. Weil das auch nachts geschah und sich Badende auch tagsüber ungebührend aufführten, wurde das Schwimmen auf eine Stunde in der Dämmerung beschränkt. In den Anfängen gab es zudem eine Geschlechtertrennung. Es entstanden Badehäuser, Städtische ebenso wie auch die Militärschwimmschule. Baden und Schwimmen wurde populär. Seit 1900, so der Historiker Thomas Klagian, mehrten sich die Bemühungen, Kindern das Schwimmen beizubringen. Eltern wurden ermutigt, den Nachwuchs an Kursen teilnehmen zu lassen.

Wie die Pipeline zum beliebten Badestrand wurde
Stadtarchivar Thomas Klagian.

Das ist Geschichte. Mit dem Badeboom wurde die Pipeline einer der beliebtesten Badeplätze am Bregenzer Seeufer. Daran hat sich für viele bis heute nichts geändert. Wenn es um Neuerungen geht, scheint die Fangemeinde aber skeptisch zu sein.

Letzte Arbeiten am aktuellen Bauabschnitt der Pipeline in Bregenz. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Letzte Arbeiten am aktuellen Bauabschnitt der Pipeline in Bregenz. VN/Paulitsch

So wurden bereits zwischen 2011 und 2014 Strandpromenade und Ufer im Bereich Hafen bis zum Schanzgraben erweitert. In den vergangenen Monaten änderte sich das Gesicht der Pipeline deutlich. Auf gut 500 Metern wurden Rad- und Fußweg verbreitert und voneinander getrennt.

Für eingefleischte Badegäste wie Edmund Hrach ist das ein Ärgernis. Schattenplätze und auch Bänke verschwinden. Noch gibt es sie aber am Ortsanfang in Lochau. Zumindest bis im Herbst auch mit dem letzten Bauabschnitt begonnen wird. Mitarbeit/Umfrage: Sarah Hartmann

Das sagen Stammgäste an der Pipeline

"Ich bin gerne an der alten Pipeline. Für mich gehört diese zum Sommer. Leider wird die Pipeline jetzt aber neu gemacht, unsere Schattenplätze und auch die Bänke verschwinden. Das macht dann keinen Spaß mehr. Bevor man sowas baut, sollte man lieber gar nichts verändern. Schade um das viele Geld!" <strong>Edmund Hrach (63) aus Bregenz</strong>
"Ich bin gerne an der alten Pipeline. Für mich gehört diese zum Sommer. Leider wird die Pipeline jetzt aber neu gemacht, unsere Schattenplätze und auch die Bänke verschwinden. Das macht dann keinen Spaß mehr. Bevor man sowas baut, sollte man lieber gar nichts verändern. Schade um das viele Geld!" Edmund Hrach (63) aus Bregenz
"Mir gefällt der Weitblick über den See sehr. Ich persönlich bekomme hier ein Gefühl von Freiheit. Vor allem aber meine Mutter ist für mich der Grund, hier zu sein. Sie meidet das Strandbad oder ähnliches, da sind ihr zu viele Leute. Hier an der neuen Pipeline sind wir unter uns." <strong>Janine Wohlgenannt (33) aus Bregenz</strong>
"Mir gefällt der Weitblick über den See sehr. Ich persönlich bekomme hier ein Gefühl von Freiheit. Vor allem aber meine Mutter ist für mich der Grund, hier zu sein. Sie meidet das Strandbad oder ähnliches, da sind ihr zu viele Leute. Hier an der neuen Pipeline sind wir unter uns." Janine Wohlgenannt (33) aus Bregenz
"Ich drehe morgens eine große Runde mit dem Rad und setzte mich danach an den See. An unserem Stammplatz an der alten Pipeline haben wir von allem etwas: Schatten durch die Bäume, ein gemütliches Plätzchen und man kann in die Sonne wechseln. Außerdem trifft man hier viele Bekannte." <strong>Goran Stojic (46) aus Bregenz</strong>
"Ich drehe morgens eine große Runde mit dem Rad und setzte mich danach an den See. An unserem Stammplatz an der alten Pipeline haben wir von allem etwas: Schatten durch die Bäume, ein gemütliches Plätzchen und man kann in die Sonne wechseln. Außerdem trifft man hier viele Bekannte." Goran Stojic (46) aus Bregenz