Schüler im Kleinwalsertal in Bergnot: “Nichts hat gepasst”

Polizei ermittelt in Richtung Fahrlässigkeit: „Da hat schlicht und einfach gar nichts gepasst“.
Mittelberg Am Dienstagnachmittag gab es auf dem Heuberggrat im Kleinwalsertal für 99 deutsche Schüler und acht Lehrer kein Vor- und Zurück mehr (die VN berichteten).
Die Ausflügler steckten fest. Einige von ihren verletzt, andere unterkühlt. Ein Großaufgebot an Bergrettern musste die in Not geratenen Deutschen mit zwei Hubschraubern in einer aufwändigen Aktion bergen. Die Gymnasiasten werden noch bis morgen, Freitag, im Kleinwalsertal bleiben.
Zwei erhebende Beamte
Derzeit sind zwei Beamte der Polizeiinspektion Kleinwalsertal mit Erhebungen beschäftigt. In ihrem Ermittlungsfokus: Lehrer, die über eine Internet-App eine Route ausgewählt haben sollen, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit in keinem Wanderführer mehr aufgelistet ist.
Fahrlässigkeit steht im Raum. Wie die örtliche Polizeiinspektion auf Anfrage der VN am Donnerstag mitteilte, seien Lehrer und Schüler nach dem „Abenteuer“ dezidiert befragt und in Augenschein genommen worden. Dabei sei festgestellt worden, „dass schlicht und einfach nichts gepasst hat“, wie ein Beamter der Inspektion den VN sagte und ergänzte: „Weder die Ausrüstung, die Schuhe, die Kondition noch Ortskenntnisse.“
Die Erhebungen, die vermutlich noch diese Woche andauern würden, werden nach Abschluss in Form einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Feldkirch übermittelt – zu deren strafrechtlichen Beurteilung.

Kostenaufstellung
Noch ist offen, wer die beträchtlichen Kosten des Rettungseinsatzes tragen wird. Wie der Sprecher der Vorarlberger Bergrettung, Klaus Drexel, auf APA-Anfrage erklärte, würden derzeit die einzelnen Posten zwecks Kostenaufstellung erfasst. “Wer am Ende die Kosten verrechnet bekommt, wird sich zeigen”, sagte Drexel am Donnerstag.
Ob es für die verantwortlichen Lehrkräfte dienstrechtliche Konsequenzen geben wird, die die Schüler im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren mit teilweise unzureichender Ausrüstung und ohne fundierte Routenplanung von Schöntal in Hirschegg auf das auf 1990 Meter gelegene Walmendinger Horn dirigiert hatten, will die zuständige Schulaufsichtsbehörde nach der Rückkehr der Schulklassen klären. “Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh, dazu etwas zu sagen. Die Schüler und Lehrer sind noch im Kleinwalsertal”, erklärte Eveline Dziendziol von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Nach der Rückkehr werde man mit den Lehrkräften sprechen, die an der Organisation der Wanderung beteiligt waren.