Bodenpreise im Land explodieren

Deutliche Abweichung von der bundesweiten Entwicklung: Verdoppelung seit 2015.
SCHWARZACH „Vorarlberg hat schon immer zu den teureren Bundesländern gezählt. In den vergangenen Jahren ist aber noch eine besonders starke Dynamik dazugekommen. Mittlerweile ist der Durchschnittspreis im Ländervergleich so ziemlich am höchsten“, sagt Wolfgang Amann vom „Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen“.
Statistik Austria-Daten bestätigen dies: Bundesweit ist der durchschnittliche Quadratmeter-Preis für ein Baugrundstück von 2015 bis 2021 um nicht einmal ein Zehntel gestiegen; nämlich von 77 auf 84 Euro. Größere Zuwächse gab es in Salzburg und Tirol, vor allem aber in Vorarlberg: Hierzulande war ein Quadratmeter 2015 im Schnitt um 251 Euro zu haben. Im vergangenen Jahr handelte es sich um ganze 522 Euro. Das entspricht etwas mehr als einer Verdoppelung.
Lageabhängige Preisunterschiede
Noch teurer war Baugrund zuletzt nur in Wien (656 Euro). Dort gibt es von Jahr zu Jahr jedoch erhebliche Sprünge nach oben und nach unten. Statistik-Austria-Experte Stefan Hofbauer erklärt, warum: In der Bundeshauptstadt komme es zu wenigen Verkäufen, bei denen es lageabhängig auch noch erhebliche Preisunterschiede gebe. Insofern seien die Angaben mit Vorsicht zu genießen. Bei den Bundesländern seien sie aussagekräftiger. Vor allem in Vorarlberg, wo es keine „Billiglagen“ mehr gibt.

Das ist denn auch eine Erklärung von Martina Rietzler von „Raiffeisen Immobilien“ für die Entwicklung im Land: „Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht wenig Fläche zur Verfügung, die bebaut werden kann. Auf der anderen Seite ist es für sehr viele Menschen erstrebenswert, in Vorarlberg zu leben. Er handelt sich um einen starken Industrie- und Wirtschaftsstandort mit großer Lebensqualität.“ Wolfgang Amann sieht einen zusätzlichen Aspekt: „Grundeigentum hat in Vorarlberg einen großen Stellenwert. Dabei gibt es eine emotionale Komponente, die sehr verbreitet ist in der Bevölkerung. Stichwort ,Schaffa, schaffa, Hüsle baua‘.“ Abgesehen davon sei der „Markt leergeräumt“, so Amann: „Investoren haben aufgekauft, was verfügbar ist.“
Kapitalmarktzinsen
Und wie geht es weiter? Das ist schwerer zu sagen denn je: „Es ist unglaublich schwierig geworden, Entwicklungen abzuschätzen“, erklärt Rietzler: „Sehr vieles ist in Schwebe.“ Sowohl in Bezug auf das Angebot als auch auf die Nachfrage: Aufgrund kaum noch kalkulierbarer Rohstoffpreie würden einige Bauträger ihrer Aktivitäten zurückfahren und Baustarts verschieben. Für potenzielle Käufer ist wiederum die Finanzierung nicht einfacher geworden. Rietzler verweist auf die neuen Richtlinien, wonach Kredite nur aufgenommen werden dürfen, wenn mindestens 20 Prozent Eigenmittel vorhanden sind und die monatlichen Raten 40 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigen. Für Amann hängt viel von der Entwicklung der Kapitalmarktzinsen ab. Sie werden in absehbarer Zeit steigen. Andere Veranlagungsformen als Immobilien könnten dadurch wieder attraktiver werden. Das könnte die Teuerung zumindest in diesem Bereich bremsen.