Was S18-Gegner Eugen Schneider den Befürwortern zu sagen hat

Vorarlberg / 01.07.2022 • 05:00 Uhr
S18-Gegner Eugen Schneider liebt wild wachsendes Grün. Rund um sein Privathaus in Lustenau gibt es davon eine ganze Menge. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
S18-Gegner Eugen Schneider liebt wild wachsendes Grün. Rund um sein Privathaus in Lustenau gibt es davon eine ganze Menge. VN/Steurer

Der 67-jährige Aktivist plädiert für einen völlig neuen Zugang in der Verkehrsproblematik.

Lustenau Eugen Schneider hat eine klare Haltung. Er will die S 18 nicht. Genauso will er nicht den Streit mit jenen, die anders denken. Schneider ist der Sprecher der Initiative “Lebensraum Zukunft Lustenau – Unteres Rheintal”, die sich mit allerlei Aktivitäten an die Spitze der Straßengegner gesetzt hat. Was immer in Bezug auf Verkehrsentlastung passiere, eine Entscheidung müsse rasch fallen.

Wie schaut eine erste Bilanz Ihrer Initiative “Lebensraum Zukunft Lustenau – Unteres Rheintal” aus?

Wir sind eine stattliche Gruppe von circa 150 Personen geworden. Mit einem Kernteam, das doch einiges bewegt hat. Wir treffen uns regelmäßig und sind mit verschiedensten Persönlichkeiten gut aufgestellt. Wir sind keine Fundamentalisten und wollen eine naturverträgliche Lösung der Verkehrsfrage. Bedauerlicherweise gibt es keinen Dialog mit den Land. Dort will man offensichtlich an den alten Plänen festhalten und nichts neu verhandeln.

Sollte man nicht irgendwann das umsetzen, was man jahrelang vorbereitet hat?

Nicht dann, wenn sich neue Aspekte ergeben haben. Das Schlussdokument ‘Mobil im Rheintal’ ist ja jetzt schon über zehn Jahre alt. Problemfelder wie Klimakrise und Bodenverbrauch sind akuter denn je. Da muss man doch noch einmal neue Überlegungen anstellen dürfen.

Aber die Verkehrsproblematik ist doch offensichtlich. Der Verkehr wird mehr und er betrifft massiv die Siedlungen.

Und deswegen plädiere ich für einen neuen Zugang zum Thema. Dass der Verkehr stetig zunimmt, wird als gottgegeben hingenommen und eine Anpassung der Infrastrukturmaßnahmen entsprechend zu bewerkstelligen versucht. Nur sollten wir uns halt einmal fragen, ob das denn die einzige Perspektive ist. Wie kann es gelingen, Verkehr zu reduzieren. Über solche Fragen sollte sich zum Beispiel auch die Industriellenvereinigung Gedanken machen.

Was sind denn Ihre Gedanken dazu?

Ich denke, dass wir eine massive Ausweitung des Bahnsystems brauchen. Dazu müssen auch große Budgets bereitgestellt werden. Selbstverständlich müssen belastete Bahnrouten unter die Erde. Wir brauchen natürlich auch weiterhin Straßen. Wir haben da auch unsere Ideen, die wir bei den Alternativenplanern schon deponiert haben.

Eugen Schneider möchte einen anderen Zugang zum Thema Verkehr. Dass dieser stetig wächst, sollte seiner Meinung nach nicht als "gottgegeben" gesehen werden.
Eugen Schneider möchte einen anderen Zugang zum Thema Verkehr. Dass dieser stetig wächst, sollte seiner Meinung nach nicht als "gottgegeben" gesehen werden.

Welche denn?

Wir glauben zum Beispiel, dass es möglich sein muss, den Transitverkehr vom anderen Verkehr zu trennen. Transitrouten kann man vorschreiben, und die belasten dann selbstverständlich nicht mehr die Kommunen. Für den übrigen Verkehr schwebt uns auch im Norden eine zweispurige Route vor. Mehr möchte ich dazu aber nicht sagen.

Glauben Sie wirklich, dass die vom Mobilitätsministerium in Auftrag gegebenen Alternativenprüfungen ein taugliches Ergebnis bringen?

Ich weiß nicht, wie diese Planungen laufen, und wir werden darüber auch nicht informiert. Ich finde die Informationspolitik miserabel. Mir fiel schon bei der Planungsausstellung zur S 18 auf, dass entgegen der Ankündigung niemand von der Asfinag organisiert wurde, der Auskünfte über die Alternativplanungen zur S 18 gegeben hätte.

Wie fanden Sie die Planungsausstellung und warum sind die geplanten Auflassungen von drei Straßen durchs Ried für Sie keine guten Botschaften?

Weil ich nicht glaube, dass dies rechtlich möglich wäre. Die Ausstellung war recht informativ, das gebe ich gerne zu. Was mir jedoch gefehlt hat, waren Darstellungen über die Situation beim Knoten Dornbirn-Nord.

Der St. Margrether Gemeindepräsident Friedauer hat gesagt, dass alle regionalen Verkehrsplanungen aufgrund der Unsicherheit bei der S18 nun ausgesetzt seien. Sehen Sie durch Ihre Aktivitäten nicht wieder eine Verzögerung auf dem Rücken der belasteten Bevölkerung?

Es gibt keinen Zweifel darüber, dass es bald eine Entscheidung geben muss – so oder so. Eigentlich sollte das bis Ende Jahres passieren. Ich kann mir jedoch beim besten Willen nicht vorstellen, dass man aufgrund der vielen Negativ-Aspekte an der S18 in der derzeitigen Form festhält.

Die Straßenbefürworter sind als organisierte Gruppe praktisch nicht mehr vorhanden. Überrascht Sie das?

Ja, das überrascht mich schon. Doch in meinem persönlichen Umfeld nehme ich diese Gruppe, auch wenn sie nicht geschlossen auftritt, durchaus wahr. Ich wurde von Straßenbefürwortern beim Zustellen von Informationsbroschüren auch schon beschimpft.

Sie sind bald 68. Man könnte fragen: Warum werfen Sie sich für dieses Anliegen noch so ins Zeug?

Weil ich das Ried fast täglich als großen Schatz erfahre. Ich gewinne dort sehr viel Lebensfreude. Und deswegen setzte ich mich dafür ein.